Die Kaiserforen repräsentierten eine bedeutende Erweiterung des antiken Stadtzentrums. Insgesamt wurden fünf Kaiserfora errichtet, die sowohl aufeinander aufbauen als auch individuelle architektonische Besonderheiten aufwiesen. Im Jahr 54 v. Chr. setzte Gaius Iulius Caesar den Bau des Forum Iulium (1) in Gang, um das überfüllte Forum Romanum zu entlasten. Dieses Forum, direkt angrenzend und am Fuße des Kapitols gelegen, hatte eine Ausdehnung von etwa 50 x 160 Metern. Für seinen Bau mussten Wohngebiete weichen und die Curia verlegt werden. Das Forum Iulium diente als Modell für die später errichteten Kaiserfora. Etwa 50 Jahre später ergänzte Kaiser Augustus das Caesarforum durch das nach ihm benannte Forum Augusti (2). Diese Erweiterung, die durch eine hohe Mauer vom angrenzenden Wohnviertel Subura abgeschirmt war, besaß eine ähnliche Struktur wie das Caesarforum. Es enthielt ebenfalls einen Tempel an der Schmalseite, der dem Mars Ultor (Mars, dem Rächer) geweiht war. Zwischen 71 und 74 n. Chr. ließ Kaiser Vespasian das Templum Pacis (3) errichten, das, obwohl es nicht die typische Form eines Forums hatte, häufig in diese Reihe gezählt wird. Der Platz mit Tempelcharakter diente insbesondere zur Präsentation von Schätzen, die aus dem jüdischen Krieg erbeutet worden waren. Unter Kaiser Domitian begann der Bau eines weiteren Forums, welches die schmale Lücke zwischen den bestehenden Foren und dem Templum Pacis schloss. Dieses Forum Nervae (4), benannt nach Kaiser Nerva, der es 97 n. Chr. einweihte, erhielt aufgrund seiner verbindenden Funktion den Beinamen "Forum Transitorium". Das letzte und größte der Kaiserforen war das Trajansforum (5), welches zwischen 107 und 112 n. Chr. unter Kaiser Trajan errichtet wurde. Mit einer Fläche von etwa 185 x 300 Metern setzte es neue architektonische Maßstäbe. Um den erforderlichen Platz zu schaffen, wurden bestehende Gebäude abgerissen und sogar ein Hügel zwischen dem Kapitol und dem Quirinal abgetragen.
Die Kaiserforen
Die Kaiserforen sind eine Gruppe monumentaler Platzanlagen, die das Forum Romanum nach Norden und Osten erweiterten. Sie entstanden gegen Ende der römischen Republik und in der frühen Kaiserzeit, um den steigenden Anforderungen an das politische und administrative Zentrum Roms gerecht zu werden. In ihrer größten Ausdehnung erstreckten sich die fünf Foren – Caesarforum, Augustusforum, Vespasiansforum (Templum Pacis), Nerva-Forum und Trajansforum – vom Kapitol bis zum Esquilin und entwickelten sich zu einem eigenen Stadtviertel. Dieser einheitliche Komplex wurde jedoch 1932/33 durch die Anlage der Via dei Fori Imperiali, einer von Mussolini geschaffenen Prachtstraße, die das Gebiet der Kaiserforen wie eine Schneise durchbricht, erheblich beeinträchtigt und teilweise zerstört.

Die Kaiserforen präsentierten sich zur Zeit der Grand Tour, im 17. und 18. Jahrhundert, oft in einem ruinösen Zustand. Das Areal wurde über die Jahrhunderte hinweg nicht nur als Steinbruch, sondern auch für Handel und Gewerbe genutzt. Adelshöfe, Häuser, Gemüse- und Obstgärten prägten das Bild, während Teile der einst stolzen Anlage versumpften oder verödeten. Die einst prachtvolle Monumente der römischen Kaiserzeit waren teilweise unter Schutt, Vegetation oder den späteren Bauten einer dicht besiedelten mittelalterlichen Stadt verborgen. Dennoch zogen ihre Überreste Reisende an, die auf der Suche nach den Relikten der antiken Welt waren. Zu den sichtbaren und besonders geschätzten Überbleibseln gehörten die Trajanssäule, Teile des Trajansmarktes und des Nerva-Forums.
Nach dem Niedergang Roms am Ende der Antike wurden die Kaiserforen verlassen und verfielen. Das Gelände war geprägt von Gemüsegärten, Obstbäumen und kleinen Holzhütten. Ab dem 10. Jahrhundert entstand dort ein Wohnviertel aus Lehmhäusern, das jedoch im 11. Jahrhundert aufgrund zunehmender Versumpfung wieder aufgegeben wurde. Im Mittelalter wurden das Areal erneut landwirtschaftlich genutzt, oft im Besitz von Kirchen und Klöstern. Während der Renaissance war das Areal von Obst- und Gemüsegärten sowie Wohnhäusern geprägt, die im 17. Jahrhundert das Alessandrino-Viertel bildeten, ein dicht bebautes Stadtgebiet.

Das Nerva-Forum im Jahr 1753. © Bild: Wikimedia Commons
In den 1920er Jahren, während der Herrschaft Mussolinis, wurde das Alessandrino-Viertel abgerissen, um die Via dell’Impero (heute Via dei Fori Imperiali) zwischen dem Kolosseum und der Piazza Venezia anzulegen und die darunter liegenden antiken Kaiserforen archäologisch freizulegen.
Heute lassen sich die Kaiserforen, in denen kontinuierlich wissenschaftliche Grabungen und Rekonstruktionsarbeiten stattfinden, hauptsächlich von eben dieser Via dei Fori Imperiali aus betrachten. Von der leicht erhöhten Straße aus bietet sich ein hervorragender Überblick über das weitläufige Ausgrabungsgelände.
Es ist nicht einfach, sich inmitten der zahlreichen Architekturreste, Mauern, Fundamente und Pflasterungen aus verschiedenen Epochen zurechtzufinden. Dabei erweisen sich die entlang der Straße aufgestellten Informationstafeln als hilfreich.
Der Zugang zum eigentlichen Gelände ist eingeschränkt: Nur durch das Caesarforum und das Trajansforum führen begehbare Wege. Diese sind zugänglich, wenn Sie eine Eintrittskarte für das Forum Romanum besitzen. Der Weg durch das Caesarforum beginnt nahe der Curia Iulia, durchquert das Caesarforum und führt anschließend durch einen Tunnel unter der Via dei Fori Imperiali direkt zum Trajansforum. (Hinweis: Einige Tipps für den Besuch des Forum Romanum finden Sie hier.)

Das Caesarforum (Forum Iulium)
Superintendency of Cultural Heritage for the City of Rome
Errichtet aus Marmor, präsentierte sich einst der im korinthischen Stil gestaltete Tempel der Venus Genetrix mit acht Säulen an der Front und einer Reihe von Säulen an den Seiten, wie es für einen Peripteros-Tempel typisch war. Heute sind von diesem einst prächtigen Bauwerk nur noch drei korinthische Säulen an der Südwestseite erhalten, die auf dem Podium stehen. Diese tragen Teile des Gebälks, darunter einen Fries, der mit Girlanden verziert ist, sowie einen kunstvoll gestalteten Architrav. Die Überreste wurden während der Arbeiten von Corrado Ricci zwischen 1930 und 1932 im Zuge des Baus der Via dell'Impero entdeckt.
Das Augustusforum (Forum Augusti)
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Zwischen 2004 und 2006 legte die Kulturdenkmalbehörde der Stadt Rom etwa 500 Quadratmeter des zentralen Bereichs des Augustusforums frei. Ursprünglich war der Platz mit Carrara-Marmor aus der Toskana gepflastert. Analysen ergaben, dass das Marmorpflaster zwischen dem 9. und 10. Jahrhundert entfernt wurde, vermutlich für den Bau des Klosters des Heiligen Basilius auf den Fundamenten des Tempels des Mars Ultor. Danach blieb das Gebiet lange sumpfig und ungepflegt, bis es im 16. Jahrhundert entwässert wurde. Ab 1584 entstand das Quartier Alessandrino, dessen Gebäude die römischen Dekorationen vollständig zerstörten.
Der Tempel des Mars Ultor (Mars der Rächer) stand im Zentrum der östlichen Seite des Augustusforums. Antike Reliefs zeigen das reich verzierte Giebelfeld. Im Zentrum standen Statuen von Mars und Venus, den göttlichen Ahnen der Römer und der Iulia-Familie, zu der Julius Caesar und Octavian gehörten. Neben ihnen wurden Personifikationen von Fortuna, Roma, Palatin, Tiber und eine Darstellung von Romulus, dem legendären Gründer Roms und ersten König (753 v. Chr.), abgebildet. Der Tempel wurde um die Zeit des Ostgotenkönigs Theoderich (493–526) vollständig zerstört, um den Marmor und andere Baumaterialien wiederzuverwenden.
Das Friedensforum des Vespasian ( Templum Pacis)
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Während der Ausgrabungen von 1998 bis 2000 wurden Fragmente von Säulen des westlichen Portikus des Forums Pacis entdeckt, die aus rosafarbenem Granit aus Assuan (Ägypten) gefertigt sind. Diese Funde ermöglichten 2015 die Rekonstruktion von sieben Säulen. Durch Laserscans und mineralogische Analysen konnten die Fragmente zusammengesetzt und die Basen aus weißem Marmor rekonstruiert werden, von denen nur wenige Teile erhalten sind. Das Ziel des Projekts war es, die ursprüngliche Säulenreihe des Portikus wiederherzustellen. Der erhaltene Rest eines korinthischen Kapitells hinter den Säulen verdeutlicht den ursprünglichen Stil. Die Fundstelle befindet sich auf der Seite des Forum Romanum hinter der Via dei Fori Imperiali.
Das Nerva-Forum (Forum Transitorium)
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Das Nerva-Forum wurde zwischen dem Augustusforum, dem Caesarforum, dem Forum Romanum und dem Templum Pacis des Vespasian errichtet. Der Bau des Forums wurde unter Kaiser Domitian begonnen, jedoch erst im Jahr 97 n. Chr. von seinem Nachfolger Nerva fertiggestellt, geweiht und nach ihm benannt. Aufgrund seiner Durchgangsfunktion erhielt es den Beinamen Forum Transitorium („Durchgangsforum“). Der Grundriss des Forums war ungewöhnlich: Mit einer Fläche von etwa 120 × 45 Metern war es drei Mal so lang wie breit, wodurch es einen schlauchförmigen Charakter erhielt. Diese Form erklärt sich durch die baulichen Gegebenheiten, da das Forum in den engen Raum zwischen bereits bestehenden Bauwerken eingebettet werden musste. Anstelle von Arkaden schmückten vorspringende, korinthische Säulen die Wände des Forums. Diese architektonische Gestaltung verlieh dem schmalen Raum eine größere optische Tiefe und betonte den monumentalen Charakter des Baus. Im Nordosten des Forums befand sich ein prächtiger Tempel, der der Göttin Minerva, der Schutzgöttin der Weisheit und Künste, geweiht war. Dieser Tempel dominierte das nordöstliche Ende des Forums und bildete ein zentrales Element der Anlage. Leider wurde der Tempel im Jahr 1606 unter Papst Paul V. abgerissen, um Baumaterial für den Brunnen der Acqua Paola und die Cappella Borghese in Santa Maria Maggiore zu gewinnen. Von der ursprünglichen Anlage des Forums sind heute nur noch Fragmente erhalten, darunter zwei korinthische Säulen und die dahinterliegende Wand mit einem Fries, der Tugenden römischer Frauen darstellt, sowie ein größeres Relief in der darüberliegenden Attikazone, das Minerva zeigt.
Von der ursprünglichen Pracht des Nerva-Forums sind heute nur noch wenige Überreste sichtbar. Besonders auffällig sind zwei korinthische Säulen und die dahinterliegende Wand. An dieser Wand sind oben Fragmente eines Frieses erhalten, der die Tugenden römischer Frauen darstellt. Darüber hinaus zeigt die darüberliegende Attikazone ein größeres Relief mit einer Darstellung der Minerva.
Das Nerva-Forum ist seit der Überbauung mit der Via dei Fori Imperiali zweigeteilt.
Das Trajansforum (Forum Traiani)
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Die Konzeption der Anlage orientierte sich an der Struktur eines römischen Militärlagers (castra). Die Basilica Ulpia entsprach in ihrer Funktion und Lage den principia, dem Stabsgebäude eines Militärlagers. Die beiden Bibliotheksgebäude – eine griechische und eine lateinische Bibliothek -, die vermutlich auch als Staatsarchive dienten, symbolisierten das Legionsarchiv. Die Trajanssäule wurde an dem Ort errichtet, der in einem Militärlager den Feldzeichen vorbehalten war. Die Säule fungierte als Denkmal für die Siege Trajans in den Dakerkriegen. Ihre spiralförmig angeordneten Reliefs erzählen detailliert von den Ereignissen und Höhepunkten dieser Feldzüge.
Heute können Besucher lediglich die Überreste des einst imposanten, zweistöckigen Bauwerks mit seinen fünf Schiffen bestaunen: Teile des Fundaments, einige aufrecht stehende Säulen sowie Fragmente des ursprünglichen Marmorbodens. In den vergangenen Jahren wurden bedeutende Restaurierungsarbeiten an der Basilica Ulpia vorgenommen. Besonders hervorzuheben ist die teilweise Rekonstruktion eines Abschnitts der zweistöckigen Kolonnade, die bis zu einer beeindruckenden Höhe von 23 Metern rekonstruiert wurde. Diese Maßnahme soll den Besuchern ein anschaulicheres Bild von den ursprünglichen Dimensionen und der architektonischen Pracht der Basilika vermitteln.
BILDNACHWEIS:
- Die Zeichnungen und Pläne, die von der Superintendency of Cultural Heritage for the City of Rome in Auftrag gegeben wurden, stammen von den Informationstafeln, die entlang der Via dei Fori Imperiali und der Via Alessandrina sowie in den Räumlichkeiten der Trajansmärkte ausgestellt sind.
- Giuseppe Vasi (1710–1782): S. Maria in Macello Martyrum. © Bild: Wikimedia Commons
- Cassius Ahenobarbus: Plan forum cesar. © Bild: Wikimedia Commons
- Cassius Ahenobarbus: Forum auguste plan. © Bild: Wikimedia Commons

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Foro di Augusto
BUCHEMPFEHLUNGEN
- Roberto Meneghini: Die Kaiserforen Roms. Philipp von Zabern (2015)
- Klaus Stefan Freyberger: Das Forum Romanum: Spiegel der Stadtgeschichte des antiken Rom. Philipp von Zabern in Herder (2012)
- Laura Aitken-Burt u.a.: Das alte Rom: Die visuelle Geschichte. Dorling Kindersley (2023)
- James Packer u. Gilbert J. Gorski: Das Forum Romanum. Philipp von Zabern in Herder ( 2022)
- Theodor Kissel: Das Forum Romanum: Leben im Herzen Roms. Cornelsen (2004)
- Museumslandschaft Hessen Kassel (Hrsg.): Forum Romanum: Zeitreise durch 3 000 Jahre Geschichte. Michael Imhof (2014)
- Johannes Lipps: Die Basilica Aemilia am Forum Romanum: Der kaiserzeitliche Bau und seine Ornamentik. Reichert (2011)
- Jessica Maier u. a.: Rom - Zentrum der Welt: Die Geschichte der Stadt in Karten, Plänen und Veduten. Theiss in Herder (2022)
- Christoph Höcker: Reclams Städteführer Rom. Architektur und Kunst. Reclam (2020)
- Christoff Neumeister: Das antike Rom: Ein literarischer Stadtführer. Beck (2010)
- Henner von Hesberg: Römische Baukunst. Beck (2005)
- Klaus Grewe: Aquädukte: Wasser für Roms Städte. Regionalia (2019)
- Jonathan Boardman: Rome: A Cultural History. Interlink Books (2007)
- Jon Coulston & Hazel Dodge: Ancient Rome: The Archaeology of the Eternal City. Oxford University School of Archaeology (2000)
- Marco Bussagli: Rome: Art and Architecture. Konemann (2010)
- Filippo Coarelli: Rom: Der archäologische Führer. WBG (2019)
- Ingemar König: Caput Mundi: Rom - Weltstadt der Antike. WBG (2009)
- Peter Connolly und Hazel Dodge: The Ancient City: Life in Classical Athens & Rome. Oxford University Press (1998)
- Anton Henze: Kunstführer Rom. Reclam (1994)
- Heinz-Joachim Fischer: Rom. Zweieinhalb Jahrtausende Geschichte, Kunst und Kultur der Ewigen Stadt. DuMont (2001)
- Karl-Joachim Hölkeskamp und
Elke Stein-Hölkeskamp (Hrsg.): Erinnerungsorte der Antike. Die römische Welt. Beck (2006)