Das mykenische Gräberfeld von Aidonia
Das Gräberfeld von Aidonia liegt in der Nähe des gleichnamigen Dorfs in der Region Nemea auf der nordöstlichen Peloponnes in Griechenland. Es stammt aus der mykenischen Zeit (ca. 1500–1200 v. Chr.) und gehört zu den bedeutendsten archäologischen Funden dieser Epoche. Entdeckt wurden zahlreiche Kammergräber, die reich mit Grabbeigaben wie Goldschmuck, Keramik und Waffen ausgestattet waren – Hinweise auf den Reichtum und die soziale Stellung der dort Bestatteten. Besonders bekannt wurde Aidonia durch spektakuläre Raubgrabungen in den 1970er Jahren, bei denen viele Artefakte illegal ins Ausland gelangten. Ein Teil davon konnte später zurückgeführt werden und ist heute im Archäologischen Museum von Nemea zu sehen.
Der mykenische Friedhof von Aidonia befindet sich auf einem nach Süden abfallenden Hügel oberhalb der kleinen Ortschaft Aidonia, die zur Gemeinde Nemea gehört. Zwar kann man mit dem Auto bis zu dem Schild am westlichen Rand des Geländes fahren, doch allen, die nicht gern auf einem sehr schmalen Güterweg unterwegs sind, sei geraten, das Fahrzeug lieber im Ort stehen zu lassen und die wenigen hundert Meter zu Fuß den Hügel hinaufzugehen. Belohnt wird man in jedem Fall mit einem fantastischen Ausblick.
Das bei Aidonia gefundene Gräberfeld aus dem 15. bis 13. Jahrhundert v. Chr. umfasst mehr als 20 in den Fels gehauene Kammergräber mit meist längeren Eintrittskorridoren und ein Schachtgrab, in dem sich das Skelett eines Pferdes ohne Kopf befunden hatte. Wie sich aus den dort gemachten Funden schließen lässt, waren die hier Bestatteten, die in enger Beziehung zu dem nicht weit entfernt gelegenen Mykene und der gesamten Argolis standen, von hohem sozialen Rang.
Kammergräber haben Eintrittskorridore, an deren Ende sich die Eingänge zu den dahinterliegenden Grabkammern befinden. Ein Eintrittskorridor (Dromos) ist meist eng, kann mal länger oder kürzer sein, jedenfalls verjüngt er sich in den meisten Fällen konstant nach oben hin.
Am Ende des Dromos befindet sich der Eingang (Stomion) des Grabes.
Die in den Felsen gehauenen Grabkammern (Thalami) sind teils rund oder rechteckig.

© Bild: Wikimedia Commons
Die Grabkammern sind manchmal auch mit einer oder mehreren Nebenkammern oder Nischen ausgestattet.
Manche Kammergräber haben auch eine rechteckige Grabkammer mit einem aus den Fels geschlagenen Satteldach. Bei einem wird auch so etwas wie ein Firstbalken dargestellt. Damit wollte man wohl den Eindruck eines Hauses erwecken.
Fast ausnahmslos wurden die Verstorbenen im Rahmen einer bestimmten Zeremonie in die Grabkammer gelegt. Um sie herum wurden Beigaben wie Werkzeuge, Schmuck, Keramik, Waffen etc. platziert. Anschließend verschloss man die Kammer und schüttete den Dromos mit Erde zu. Beim nächsten Begräbnis wurde die Kammer wieder geöffnet, die Reste der vorherigen Bestattung in einer Grube deponiert und so Platz für den neuen Leichnam geschaffen. Da die Kammergräber für zahlreiche Bestattungen über einen langen Zeitraum ausgelegt waren, werden sie in der Forschung häufig als Familiengräber bezeichnet.
Auf jeden Fall sollte man sich die Fundstücke aus Aidonia, die sich im Museum von Nemea befinden, ansehen. An dieser Stelle nur drei Beispiele:

Mykenische Goldornamente: Teil des zurückgekehrten Mykenischen Schatzes des mykenischen Friedhofs von Aidonia im Archäologischen Museum von Nemea. © Bild: Wikimedia Commons

Ringe: Gold signed rings with reliefs (horse and female characters). Aidonia, from a grave, ca 1500 BC. Archaeological Museum of Nemea. © Bild: Wikimedia Commons

Mykenischer goldener Siegelring mit der Abbildung eines Streitwagens. Teil des zurückgekehrten Mykenischen Schatzes des mykenischen Friedhofs von Aidonia im Archäologischen Museum von Nemea. © Bild: Wikimedia Commons
BILDNACHWEIS
- Allgemeiner Aufbau von mykenischen Kammergräbern: Hajo Becker. © Bild: Wikimedia Commons
- Mykenische Goldornamente: Gold Ornaments MN 1012 α-στ -Aidonia-Museum of Nemea
© Bild: Wikimedia Commons - Ringe: Gold rings with reliefs, Aidonia, 1500 BC, AM of Nemea. © Bild: Wikimedia Commons
- Mykenischer goldener Siegelring: © Bild: Wikimedia Commons

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Mycenaean cemetery of Aidonia
BUCHEMPFEHLUNGEN
- Josef Fischer: Mykenische Paläste: Kunst und Kultur. Philipp von Zabern (2017)
- J. Lessley Fitton: Die Minoer. Theiss (2004)
- Zeit der Helden: die "dunklen Jahrhunderte" Griechenlands 1200 - 700 v. Chr. Badisches Landesmuseum Karlsruhe. Primus (2008)
- Götter und Helden der Bronzezeit. Europa im Zeitalter des Odysseus. Bonn: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (1999)
- Richard T. Neer: Kunst und Archäologie der griechischen Welt: Von den Anfängen bis zum Hellenismus. Philipp von Zabern (2013)
- Katarina Horst u.a.: Mykene. Die sagenhafte Welt des Agamemnon. Philipp von Zabern (2018)
- George E. Mylonas: Mykene. Ein Führer zu seinen Ruinen und seine Geschichte. Ekdotike Athenon ( 1993)
- Ingo Pini: Beiträge zur minoischen Gräberkunde. Deutsches Archäologisches Institut (1968)
- Hans Günter Buchholz: Ägäische Bronzezeit. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (1987)
- Heinrich Schliemann: Bericht über meine Forschungen und Entdeckungen. Fachbuchverlag Dresden (2019)
- Mykene: Die sagenhafte Welt des Agamemnon. Badisches Landesmuseum Karlsruhe (2018)
- Louise Schofield: Mykene: Geschichte und Mythos. Zabern (2009)
- Sigrid Deger-Jalkotzky und Dieter Hertel: Das mykenische Griechenland: Geschichte, Kultur, Stätten. C.H. Beck (2018)
- Angelos Chaniotis: Das antike Kreta. Beck'sche Reihe (2020)
- Karl-Wilhelm Welwei: Die griechische Frühzeit: 2000 bis 500 v.Chr. Beck'sche Reihe (2019)