Dendra

Die mykenische Nekropole 
von Dendra

Ein Team unter der Leitung des schwedischen Archäologen Axel Persson führte ab 1926 Feldforschungen in der mykenischen Nekropole von Dendra durch. Dabei entdeckte man ein ungeplündertes Tholosgrab aus dem 14. Jh. v. Chr. In den folgenden Jahren wurden dann in dem Gräberfeld, das mit der in der Nähe gelegenen Burg von Midea in Verbindung zu bringen ist, Reste von Häusern aus der Jungsteinzeit und zahlreiche Kammergräber aus der mittel- bis späthelladischen Zeit freigelegt. Zu besonderer Berühmtheit hat es dabei ein Fund aus einem kleinen Kammergrab des Friedhofes gebracht. Die unter dem Namen „Dendra-Rüstung“ bekanntgewordene mykenische Bronzerüstung befindet sich heute im Archäologischen Museum von Nafplio.
Nicht weit entfernt von der Burg von Midea befindet sich in dem kleinen Örtchen Dendra eine wenig spektakuläre Ausgrabungsstätte, die aber dennoch einen Besuch wert ist. Immerhin befinden sich in dieser bedeutenden mykenischen Nekropole neben einem bemerkenswerten Kuppelgrab aus der Zeit zwischen 1450 und 1350 v. Chr. eine Reihe von Kammergräbern, in denen zahlreiche spektakuläre Funde geborgen werden konnten, die sich heute im Archäologischen Nationalmuseum in Athen und im Archäologischen Museum von Nafplio befinden. 
Nekropole Dendra

Das Kuppelgrab besteht aus einem gemauerten, ca. 18 m langen Zugang (Dromos), einem imposanten Eingangsbereich (Stomion) und der inzwischen eingestürzten Kragkuppel. 

Tholosgrab in der Nekropole von Dendra

Die Kuppel hat einen Durchmesser von etwa 7 m. Die ursprüngliche Höhe dürfte ebenfalls ca. 7 m betragen haben. 

  • Tholosgrab Dendra

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  • Kragkuppel Tholosgrab Dendra

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  • Tholosgrab Dendra

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Aus dem erfreulicherweise noch nicht geplünderten Grab konnten zahlreiche goldene, silberne und bronzene Gefäße, Schmuck und Siegelsteine geborgen werden.

Goldener Becher aus dem Tholosgrab: © Bild: Wikimedia Commons

Auch die Kammergräber verfügen über einen Dromos, der zu einem Eingangsbereich (Stomion) führt. Dieser öffnet sich zu einer mehr oder weniger rechteckigen Grabkammer. Einige Kammergräber verfügen auch über eine Seitenkammer, die sich an die Hauptkammer anschließt.

  • Kammergrab Dendra

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  • Kammergrab Dendra

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Auch das Kammergrab Nr. 8 hat neben einer aus dem Fels gehauenen Hauptkammer eine Nebenkammer. In dem Grab fand man vier Schädeln und reiche Grabbeigaben, wie ein bronzener Schulterschutz einer Rüstung, Messer, Pfeilspitzen und Elfenbeinschnitzereien. 

Schulterschutz einer mykenischen Rüstung Nafplio

Das Kammergrab 10, das auch aus einem langen Dromos und einer rechteckigen Grabkammer bestand, ist mittlerweile eingestürzt. In dem Grab, das zu den ältesten des Friedhofes von Dendra gehört, fand man in zwei Grabschächten überaus wertvolle Grabbeigaben, die sich im Archäologischen Museum in Athen befinden.

Funde aus dem Tholosgrab und Grab Nr. 10: Archäologisches Nationalmuseum in Athen: © Bild: Wikimedia Commons

In einem Grab waren Pferde beigesetzt. Die Todesursache der Tiere konnte nicht geklärt werden. Man geht aber davon aus, dass sie im Rahmen einer Zeremonie geopfert wurden.

Pferdegrab Dendra

Der wohl bedeutendste Fund, den die Archäologen in der Nekropole von Dendra bergen konnten, ist aber zweifellos jene mykenische Rüstung, die sich heute im Archäologischen Museum befindet. Das unter dem Namen „Dendra-Rüstung“ bekannt gewordene Schutzkleid aus Bronzepanzern wurde im kleinsten Grab des Friedhofes, das noch dazu kurz vor der systematischen Erforschung ausgeraubt worden war, gefunden. Die Rüstung besteht aus einem Brustpanzer, einem Rückenpanzer, Panzerringen, die mit Leder- oder Stoffbändern verbunden waren, einem Halsschutz und einem Helm aus Leder, der mit Eberzähnen belegt ist. Wahrscheinlich gehörten zu der Rüstung auch noch Arm- und Beinschienen. Angenommen wird, dass diese Rüstung von einem Speerwerfer benutzt wurde, der auf einem Streitwagen stand, welcher von einem zweiten Mann gelenkt wurde. 

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BILDNACHWEIS


  • Goldener Becher aus dem Tholosgrab: National Archaeological Museum of Athens: © Bild: Wikimedia Commons
  • Funde aus Dendra aus dem Tholosgrab und Grab Nr. 10: © Bild: Wikimedia Commons

Suchbegriff bei Google Maps:
Mycenaean cemetery of Dendra

Es empfiehlt sich, die Nekropole von Dendra vor oder nach der Besichtigung der nur 4 km entfernten Burg von Midea zu besuchen. In Dendra selbst ist die Ausgrabungsstätte nicht schwer zu finden, es gibt ausreichend Hinweisschilder.


Bestattung und Totenkult

Mykene Schachtgräber und Schatzhäuser
Tiryns Tholosgrab
Die Nekropole von Aidonia

BUCHEMPFEHLUNGEN
  • Josef Fischer: Mykenische Paläste: Kunst und Kultur. Philipp von Zabern (2017)
  • J. Lessley Fitton: Die Minoer. Theiss (2004)
  • Zeit der Helden: die "dunklen Jahrhunderte" Griechenlands 1200 - 700 v. Chr. Badisches Landesmuseum Karlsruhe. Primus (2008)
  • Götter und Helden der Bronzezeit. Europa im Zeitalter des Odysseus. Bonn: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (1999)
  • Richard T. Neer: Kunst und Archäologie der griechischen Welt: Von den Anfängen bis zum Hellenismus. Philipp von Zabern (2013)
  • Katarina Horst u.a.: Mykene. Die sagenhafte Welt des Agamemnon. Philipp von Zabern (2018)
  • George E. Mylonas: Mykene. Ein Führer zu seinen Ruinen und seine Geschichte. Ekdotike Athenon ( 1993)
  • Ingo Pini: Beiträge zur minoischen Gräberkunde. Deutsches Archäologisches Institut (1968)
  • Hans Günter Buchholz: Ägäische Bronzezeit. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (1987)
  • Heinrich Schliemann: Bericht über meine Forschungen und Entdeckungen. Fachbuchverlag Dresden (2019)
  • Mykene: Die sagenhafte Welt des Agamemnon. Badisches Landesmuseum Karlsruhe (2018)
  • Louise Schofield: Mykene: Geschichte und Mythos. Zabern (2009)
  • Sigrid Deger-Jalkotzky und Dieter Hertel: Das mykenische Griechenland: Geschichte, Kultur, Stätten. C.H. Beck (2018)
  • Angelos Chaniotis: Das antike Kreta. Beck'sche Reihe (2020)
  • Karl-Wilhelm Welwei: Die griechische Frühzeit: 2000 bis 500 v.Chr. Beck'sche Reihe (2019)
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