Sokrates
Die Gestalt des Sokrates, der laut Cicero der Erste war, der „die Philosophie vom Himmel herunter gerufen, sie in den Städten angesiedelt, sie sogar in die Häuser hineingeführt“ und die Menschen „gezwungen hat, nach dem Leben, den Sitten und dem Guten und Schlechten zu forschen“(1), ist nicht zuletzt deshalb einer der rätselhaftesten der antiken Philosophiegeschichte, weil uns von ihm selbst keine Zeile überliefert ist. Aus Darstellungen seiner Schüler, Freunde und Gegner, aus Erinnerungen an persönliche Begegnungen und aus Kenntnissen aus zweiter Hand wissen wir dennoch einiges über diese Schlüsselfigur der Philosophie. Dazu gehört z.B., dass sich dieser „Philo-soph“ (Freund der Weisheit) sehr gerne unter die Leute mischte und diese in ein Gespräch verwickelte. Er zog es auch vor, seine Lehren vor großen Menschenmengen zu erläutern.
Die Agora in der Klassischen Zeit:
Rechts die Stoa Basileios, in der wahrscheinlich die Voruntersuchungen in der Anklage wegen Gottlosigkeit gegen Sokrates stattgefunden haben. Links daneben die Stoa des Zeus Eleutherios, wo sich Sokrates mit seinen Freunden und Schülern getroffen haben soll. © Bild: Dimitrios Tsalkanis: ancientathens3d.com
Aus mehreren Quellen wissen wir, dass die um 430/420 v. Chr.
zu Ehren des Zeus Eleutherios errichtete dorische Halle
von Sokrates ausgiebig genutzt worden sein soll, um sich hier mit Diskussionspartnern und Schülern zu treffen. „So lesen wir in Platons Theages die Aufforderung des Demodokos an Sokrates: „Wollen wir uns also in der nahen Halle des Zeus Eleutherios niedersetzen?“
(2) Die nördlich anschließende Stoa Basileios, eine zweischiffige dorische Säulenhalle, die dem für die Kulthandlungen verantwortlichen Archon basileus als Amtssitz diente, ist in dem Zusammenhang deswegen von Interesse, weil hier - wie im Fall der Anklage gegen Sokrates - vorgerichtliche Anhörungen abgehalten wurden.
Zu den von Sokrates genutzten „informellen Klassenzimmern“ gehörte neben den eben genannten „Wechslertischen“ , die sich vermutlich in der Nähe der Süd-Stoa I befunden haben könnten, auch ein schlichtes Haus in der Nähe der Tholos, in dem ein Schuster namens Simon
wohnte.
Haus des Simon:
Dieses unregelmäßig geformte, einstöckige Haus enthielt höchstwahrscheinlich zwei unterschiedlich große Räume, die zu einem Innenhof mit einer Zisterne führten. Die im Jahr 1953 durchgeführte Ausgrabung konnte nicht abgeschlossen werden, da das Haus teilweise von der Mittleren Stoa überlagert ist. Bild: © Wikimedia Commons
Aus einigen Quellen (z.B: Diogenes Laertius oder Xenophon) geht nämlich hervor, dass der Philosoph häufig die
Werkstatt und die Wohnung des einfachen Schusters Simon
besuchte und sich dort mit seinen Schülern traf, insbesondere mit den jüngeren, die das Gebiet der Agora nicht betreten durften. Der mit Sokrates befreundete Schuster soll übrigens fleißig die dort geführten Gespräche notiert haben. Jedenfalls werden die in dem Zusammenhang überlieferten ersten sokratischen Dialoge mit dieser Person in Verbindung gebracht.
Zu den Orten, die ebenfalls mit Sokrates zu tun haben, gehören auch eine Anlage, die als Staatsgefängnis identifiziert werden konnte, und eine Höhle am Philopapposhügel südwestlich der Akropolis. Von beiden Örtlichkeiten wird behauptet, es handele sich um das Gefängnis, in dem Sokrates bis zu seiner Hinrichtung durch den Giftbecher einsaß.
Wo genau sich nun dieses berühmte Gefängnis des Sokrates befunden hat, wird wahrscheinlich nie geklärt werden können. Aber mit einiger Sicherheit kann gesagt werden, dass die in den Fels gehauene Höhle, die den Touristen als das „Gefängnis des Sokrates“ präsentiert wird, nicht der für die Geschichte der Philosophie so bedeutsame Ort ist.
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Das sog. “Gefängnis des Sokrates”: Die höhlenartige Struktur der in den felsigen Hang des Philopapposhügel gehauenen Räumlichkeiten dürfte zu der volkstümlichen Überlieferung geführt haben, dass es sich bei dem Gebäude entweder um das "Gefängnis des Sokrates" oder um ein "antikes Bad" handelt. Wie man aber aus der Ausrichtung der Balkenlöcher auf der Oberfläche des Felsens schließen kann, stellen die drei sorgfältig in den Fels getriebenen Räume eher den unteren Teil eines ehemals zwei- oder dreistöckigen Wohnhauses aus klassischer Zeit dar. Die Nutzung der Räume ist unbekannt. Während des Zweiten Weltkriegs dienten die Höhlen als Versteck für Kunstschätze aus den Beständen des Archäologischen Nationalmuseums. Bilder: Kavalierstour, Thomas Smart Hughes: Wikimedia Commons, C. messier: Wikimedia Commons, Unknown author Wikimedia Commons
Wie uns diesbezügliche Funde (z.B. eine Sokrates-Statuette) vermuten lassen, ist es da schon eher wahrscheinlich, dass Sokrates in dem südwestlich der Agora befindlichen Gebäude, das seit den Ausgrabungen als das Athener Gefängnis gilt, den giftigen Trank zu sich nahm.
Das Staatsgefängnis:
Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei dem an der südwestlichen Ecke der Agora (außerhalb der formalen Grenzen der Agora ) gefundenen Baukomplex um das aus den Quellen bekannte Staatsgefängnis. Das von Häusern und Werkstätten umgebene Gebäude zeigt nicht den üblichen Hausplan, bei dem die Räume normalerweise um einen zentralen Innenhof gruppiert sind. Stattdessen hat es einen langen Korridor mit fünf Räumen auf der einen und drei auf der anderen Seite und einem ummauerten Innenhof am anderen Ende. In einem Raum wurde ein großes Vorratsgefäß gefunden, in einem anderen konnte man 13 kleine Terrakotta-Gefäße bergen, die vermutlich zur Verabreichung eines giftigen Kräutertranks an zum Tode verurteilte Gefangene verwendet wurden. © Bild: ASCSA Digital Collections. American School of Classical Studies at Athens: Agora Excavations
Gegen Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. errichteten die Athener zwischen den hohen Wänden zweier Stadttore das
Pompeion, ein öffentliches Gebäude, dem eine Schlüsselfunktion bei der Organisation des Panathenäenfestes zukam. Hauptsächlich diente dieses langgestreckte Gebäude mit einer monumentalen Toranlage aus Marmor, einem offenen Säulenhof und daran anschließenden Banketträumen dem Panathenäenfest, es dürfte aber auch als Gymnasium genutzt worden sein, worauf Inschriften von Epheben an der Innenseite des Peristylhofes hinweisen.
Das
Pompeion zwischen dem Heiligen Tor und dem Dipylon, dem Haupttor des antiken Athen.
Offenbar hatte jedermann Zutritt zum Pompeion. Einer späteren Überlieferung zufolge soll sich deswegen der Philosoph Diogenes hier gerne aufgehalten haben. Inschriften und andere Quellen legen nahe, dass an den Wänden der Säulenhallen Gemälde von berühmten Persönlichkeiten angebracht waren. Den jungen Epheben, die hier ausgebildet wurden, sollten mit Hilfe solcher Bilddenkmäler vorbildhaftes Verhalten näher gebracht werden. Belegt ist auch, dass hier eine, vom Bildhauer Lysipp hergestellte
Bronzestatue des Sokrates aufgestellt war.
„Sie ehrten Sokrates mit einer Bronzestatue, dem Werk von Lysippus,
die sie in der Prozessionshalle aufstellten.“
(Diogenes Laertius 2,43)
Diogenes
Der vor allem wegen einiger denkwürdiger Anekdoten bekannt gewordene Diogenes kam um 360 v. Chr. nach Athen, wo er vermutlich Schüler des Antisthenes (Begründer und Hauptvertreter der Lehre des Kynismus) wurde und mit den berühmten Philosophen seiner Zeit Kontakt aufnehmen konnte. Er soll in demonstrativer Armut
auf der Agora und ihrer Umgebung
gelebt und in einem pithos (großer Vorratskrug) gelebt haben. Laut Diogenes Laertios besaß er lediglich einen einfachen Wollmantel, einen Rucksack mit einigen Utensilien und einen Stock. Ernährt habe er sich von Wasser, rohem Gemüse, Kräutern, Oliven, Feigen und einfachem Gerstenbrot. Sein Beiname „der Hund“ erklärt sich unter Umständen dadurch, dass er, laut zahlreicher Anekdoten, auch für damalige Verhältnisse ziemlich schamlos gewesen sein dürfte. Diogenes fand aber diesen als Schimpfwort gemeinten Ausdruck passend und hat sich seither selbst so bezeichnet. Eine von vielen Anekdoten, die diesen Beinamen betreffen, handelt davon, dass sich Alexander der Große bei Diogenes mit den Worten vorgestellt haben soll: „Ich bin Alexander, der große König.“ Diogenes soll darauf geantwortet haben: „Und ich Diogenes, der Hund.“
Das Dipylon und das Heilige Tor:
Am Dipylon, dem Haupttor des antiken Athen, soll sich Diogenes
angeblich sehr gerne aufgehalten haben. Von diesem Doppeltor, das den nordwestlichen Zugang zur Stadt bildete, nahm übrigens der prächtige Panathenäische Festzug seinen Anfang, der alle vier Jahre über die Agora zur Akropolis hinaufzog. Beim Heiligen Tor (rechts) begann die Prozessionsstraße zum Demeter-Heiligtum in Elefsina. Vor den Toren lag ein ausgedehnter Staatsfriedhof, der bedeutenden Bürgern vorbehalten war. © Bild: Dimitrios Tsalkanis: ancientathens3d.com
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Der Kerameikos-Friedhof:
Der außerhalb der antiken Stadtmauern gelegene Friedhof wird von zwei Straßen durchquert. Über die vom Heiligen Tor ausgehende Straße konnte man zum Heiligtum von Eleusis gelangen. Die andere, die Kerameikos-Straße, führte vom Haupttor (Dipylon) zur Akademeia, dem Heiligtum des Heros Akademos
und Sitz der von Platon begründeten Philosophenschule.
Zenon Der um 333/332 v. Chr. als Sohn eines Händlers in Kition auf Zypern geborene Zenon kam um 313/311 v. Chr. nach Athen, wo er sich alsbald mit den Grundfragen der Philosophie beschäftigen sollte. Er studierte bei Kynikern, Megarikern und Akademikern. Um 300 v. Chr. dürfte er dann begonnen haben, selbst als Philosoph und Lehrer aufzutreten, wobei er seine Vorlesungen öffentlich im Zentrum Athens und vor allem in der Stoa Poikile
hielt. Bald genoss er große Anerkennung. Zu seinen Anhängern, die man nach ihrem Treffpunkt in der bunt bemalten Säulenhalle am nordwestlichen Ende der Agora Stoiker („die von der Halle) nannte, soll auch der König von Makedonien gezählt haben. Die Stoa zog vornehmlich junge Männer an, die sich von Zenons ziemlich radikalen Theorien angezogen fühlten und dabei ganz bewusst den alternativen epikureischen Weg zum inneren Glück nicht gehen wollten.
Stoa Poikile:
Die im 5. Jh. v. Chr. gebaute Stoa Peisianaktios , die später in Stoa Poikile („bemalte Vorhalle“) umbenannt wurde, bildete zusammen mit der Stoa Basileus die Nordwestecke der Agora. Die ca. 13 x 36 Meter große, im dorischen Stil gehaltene Stoa war nach Süden hin offen. Im Inneren wurden auf Holztafeln aufgetragene Bilder berühmter athenischer Künstler ausgestellt. Das imposante Bauwerk diente als Treffpunkt für die Bürger Athens. Berühmtheit erlangte die Stoa Poikile deshalb, weil sich hier Zenon, der Begründer der stoischen Philosophie, mit seinen Anhängern traf. © Bild: Dimitrios Tsalkanis: ancientathens3d.com
Soweit wir von dem Philosophiehistoriker Diogenes Laertios wissen, starb der hagere, asketisch lebende Philosoph um 262/261 v. Chr. Die Athener richteten ihm zu Ehren ein prächtiges Begräbnis aus und bestatten ihn anschließend auf dem öffentlichen Friedhof, der sich direkt vor dem Dipylon-Tor befand.
"Sein Tod erfolgte auf folgende Weise:
Beim Heraustreten aus der Schule stolperte er, zerbrach sich die Finger
und schlug mit der Hand auf die Erde mit den Worten:
Schon komme ich, was rufst du mich?
Und alsbald starb er, sich erwürgend. Die Athener aber beerdigten ihn auf dem Kerameikos und ehrten ihn durch …Volksbeschlüsse."
(Diogenes Laertius: Leben und Meinungen berühmter Philosophen. 2. Band, Buch VII-X - übersetzt und erläutert von Otto Apelt)
Am „Demosion Sema“ , dem öffentlichen Friedhof der Stadt, der sich direkt vor dem Dipylon-Tor entlang der Straße, die zur Akademie des Platon führte, erstreckte, befanden sich u. a. auch die Gräber öffentlicher Persönlichkeiten wie Solon, Kleisthenes, Ephialtes, Perikles, Euboulos, Lykourgos, und Chrysippos.
Über welchen Zeitraum sich die Stoiker in der Stoa Poikile
trafen, lässt sich nicht mehr feststellen. Im Gegensatz zum Kepos des Epikur verzichtete man ja auf einen starren Versammlungsort.
Platon
Der zu den bekanntesten und einflussreichsten Persönlichkeiten der europäischen Geistesgeschichte zählende Platon wurde um 428/427 v. Chr. in Athen oder Aigina geboren. Er stammte aus einer vornehmen, wohlhabenden Familie, die ihren Wohnsitz im Stadtteil Kollytos hatte. Es ist aber nicht sicher, wo genau sich dieser ehemals dicht besiedelte Athener Stadtteil befand. Die meisten Experten sind sich jedoch einig, dass Kollytos südwestlich der Akropolis lag und unmittelbar an den Demos Melite angrenzte.
Das westlich und südlich der Akropolis gelegene Gebiet zwischen den Hügeln des Areopag und der Pnyx, das nach dem berühmten deutschen Archäologen Wilhelm Dörpfeld benannt ist, gehörte in der Antike zum zentralen Teil des Stadtteils Kollytos. Heute kann man an der Ostseite der zu einer Fußgängerzone ausgebauten Apostolou Pavlou-Straße das archäologische Gebiet dieser sog. „Dörpfeld-Ausgrabung“ überblicken.
Um 387/388 v. Chr. kaufte Platon außerhalb der Stadtmauern im Nordwesten von Athen einen Olivenhain, der dem athenischen Heros Akademos gewidmet war, um dort einen „Philosophischen Garten“ einzurichten, wo er ungestört mit seinen Schülern philosophische Gespräche führen konnte. In weiterer Folge errichtet dann der wohl berühmteste Schüler des Sokrates in seinem Anwesen eine Art von „Schulgebäude“, das – dem Namen des Haines entsprechend – die „Akademische Schule“ und später „Platonische Akademie“ genannt wurde.
Der Unterricht fand sowohl in seinem „Schulgebäude“ als auch in dem sich in der Nähe befindlichen Gymnasion (ein Ort der körperlichen und intellektuellen Erziehung ) statt. Wir wissen aber sehr wenig darüber, wie die Wissensvermittlung dort formell organisiert war. Gesichert dürfte sein, dass die Mathematik als Grundlagenwissenschaft eine hohe Priorität im Fächerkanon hatte. Wahrscheinlich war der Unterricht sogar kostenlos. Es kann auch sein, dass es eine Gleichberechtigung für Lernende gab und sogar Frauen zum Studium zugelassen wurden. Besonders bemerkenswert ist der Umstand, dass dort auch Lehrmeinungen, die denen Platons entgegengesetzt waren, vertreten werden konnten.
Zwar mag die sich heute auf dem Gelände befindliche archäologische Stätte wenig beeindruckend sein (das Auffinden und die Anfahrt zu dem Gelände ist übrigens auch für Athener Taxifahrer eine Herausforderung!), der Aufwand lohnt sich dennoch. Zumindest dann, wenn es einem tatsächlich gelingt, sich bei einem Spaziergang durch den (auch von der ansässigen Bevölkerung genutzten) öffentlichen Park vor Augen zu führen, dass an dieser Stelle jener Mensch gewandelt ist, der die europäische Geistesgeschichte so nachhaltig beeinflusst hat.
Archäologische Ausgrabung im Gelände des Archäologischen Parks „Platonische Akademie“:
Hier befand sich die erste „Universität“ der westlichen Welt, wo vor zweieinhalbtausend Jahren die Grundlagen für die abendländische Wissenschaft und Philosophie gelegt wurden. © Bild: Wikimedia Commons
Das digitale Museum in der Akademie des Platon:
In dem im Jahr 2015 auf dem Gelände der „Platonischen Akademie“ eröffneten kleinen Museum helfen interaktive Installationen, die Tiefen einer Ideenwelt zu erkunden, die die Menschheit seit über 2000 Jahren inspiriert und an Aktualität nichts eingebüßt hat.
Aristoteles
Aristoteles, der 17 Jahre lang Angehöriger der Platonischen Akademie war, kehrte im Jahr 335 v. Chr., nachdem er seine Aufgabe als Erzieher des makedonischen Prinzen Alexander aufgegeben hatte, nach Athen zurück. Er beschloss, der Akademie den Rücken zu kehren und fortan selbständig zu lehren und zu forschen. Gemeinsam mit seinem engen Freund und Mitarbeiter Theophrast schuf er in dem außerhalb der Stadtmauern gelegenen „
Lykeion“ eine eigene Schule, die in weiterer Folge die Bezeichnung „
Peripatos“ erhalten sollte.
Das nach dem griechischen Gott Apollo Lyceus benannte Lykeion, ursprünglich eine Institution zur militärischen Aus- und Weiterbildung, war schon lange vor Aristoteles ein Ort, an dem bekannte Philosophen wie Protagoras, Isokrates, Sokrates und Platon die Athener in philosophische Debatten einbezogen haben. Aristoteles gründete dann auf diesem Gelände, auf dem sich auch eines der drei Gymnasien Athens befand, eine Schule, wo er Vorlesungen hielt, die meisten seiner Bücher schrieb und auch Bücher sammelte. Die so entstandene Bibliothek zog viele Gelehrte aus dem Mittelmeerraum an, die dort ebenfalls lehren und forschen konnten.
Diese philosophische Schule des Aristoteles erhielt - allerdings wahrscheinlich erst nach seinem Ableben – den Namen Peripatos („Wandelhalle“). Entsprechend hießen die Schüler und Anhänger dieser Schule Peripatetiker.
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Das Lykeion des Aristoteles:
Bei Grabungsarbeiten, die man 1996 durchführte, um Platz für ein neues Museum für moderne Kunst zu schaffen, wurden zufällig die Überreste des Lykeions des Aristoteles freigelegt. Ab 2014 ist das östlich der Akropolis in der Nähe des Goulandris Museum of Cycladic Art gelegene Gelände für die Öffentlichkeit zugänglich.
Palästra:
Im Zuge der Ausgrabungsarbeiten konnten die Überreste eines Ringplatzes (Palästra) als Teil des ursprünglichen Lykeions identifiziert werden. Eine Palästra war eine mit Sand bedeckte Fläche, auf der Ring- und Faustkämpfe ausgetragen wurden, aber auch eine Bildungsstätte, in der sowohl körperliche als auch geistige Erziehung stattfand. © Bild: Dimitris Koukoulas - Wikimedia Commons
Epikur
Im Jahr 323 v. Chr. kam Epikur nach Athen, wo er in einem Gymnasion eine zweijährige vormilitärische Ausbildung absolvierte. Unter Umständen war er dann in der Zeit zwischen 311 und 306 Lehrer der Philosophie auf der Insel Lesbos und am Hellespont. 306 v. Chr. zog Epikur schließlich nach Athen, wo er sich um 80 Minen ein Gartengrundstück
kaufte. Laut Cicero (De Finibus V) befand sich dieses Grundstück, auf dem er seine eigene philosophische Schule gründen sollte, außerhalb der Stadtmauern, nicht allzu weit entfernt von der Platonischen Akademie. Wenn die Angaben von Cicero stimmen, dann gelangte man zu dem Garten des Epikur, indem man die Kerameikos-Straße, die bekanntlich vom Dipylon-Tor zur Platonischen Akademie führte, etwas mehr als 1 km entlang ging. Anzunehmen ist, dass er sich in der Nähe des eines schmalen Baches (Eridanos) befunden haben müsste, der die Bewässerung der Pflanzen sicherstellen konnte.
Der Philosoph versammelte auf dem Gartengrundstück, das er „Kepos“ nannte, seine Anhänger, Schüler und Freunde unter dem Zeichen der Freundschaft und des philosophischen Forschens. Im schroffen Gegensatz zu den damals herrschenden Sitten nahm er auch Frauen und Sklaven als Schüler bei sich auf. Epikur, der als philosophischer Gegenspieler Platons eine strikt auf das Diesseits und die Sphäre der Sinne ausgerichtete Lehre vertrat, lebte gemeinsam mit seinen Schülern weitgehend von der Umwelt abgeschottet in diesem „Garten der Lust“.
Man nimmt an, dass Epikur im Stadtteil Melite wohnte, in dem viele angesehene Politiker, Generäle und Philosophen ihre Wohnsitze hatten. Zum Demos Melite, der sich südlich und südwestlich der antiken Agora mit Blick auf die Akropolis erstreckte, gehörten einst die Agora, der Hügel Kolonos Agoraios, der Nymphenhügel und die Pnyx.
ANMERKUNGEN
(1) Cicero, Tusculanae disputationes V 10.
(2) Martin Langner: Urbane Qualitäten hochklassischer Zeit
BILDNACHWEIS
- Die Agora in der Klassischen Zeit: © Bild: Dimitrios Tsalkanis: ancientathens3d.com
- Haus des Simon:
House of Simon the Cobbler. Dorieo © Wikimedia Commons
- Das Staatsgefängnis:
1997.18.0335 (87-620) Isometric drawing of the State Prison with a roof.
© Bild: ASCSA Digital Collections. American School of Classical Studies at Athens: Agora Excavation - Prison of Socrates:
Thomas Smart Hughes, Travels in Sicily Greece and Albania… Illustrated with engravings of maps scenery plans, vol. I, London, J. Mawman, 1820. © Bild: Wikimedia Commons
- Socrates prison, Pnyx.
The use of the building, despite its name, is still unknown. C messier © Bild: Wikimedia Commons
- Prison of Socrates:
Unknown author - LSH 103065 (hm_dig17044). © Bild: Wikimedia Commons
- Das Dipylon und das Heilige Tor: © Bild: Dimitrios Tsalkanis: ancientathens3d.com
- Stoa Poikile:
© Bild: Dimitrios Tsalkanis: ancientathens3d.com
- Archäologische Ausgrabung der Platonischen Akademie:
George E. Koronaios Archaeological Park of Plato’s Academy. The Gymnasium © Bild: Wikimedia Commons
- Rekonstruktion der Palästra von Aristoteles 'Lyceum:
Carole Raddato aus FRANKFURT. Vorläufige Rekonstruktion der Palästra von Aristoteles 'Lyceum (Lykeion) von Dimitris Koukoulas, 2013, Athen (45180131185). © Bild: Wikimedia Commons