Als eines der ältesten Museen Europas beherbergt das Guarnacci-Museum eine Sammlung, die für das Verständnis der Etrusker von grundlegender Bedeutung ist. Besonders beeindruckend: die Urne des Ehepaares (Urna degli sposi).
Volterra, das bei den Etruskern Velathri bzw. Vlathri und bei den Römern Volaterrae hieß, kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Der Ort entstand aus der Verbindung mehrerer kleiner etruskischen Ansiedlungen, deren Bestand bis in das 7. Jh. v. Chr. zurückverfolgt werden kann. Im 6. Jh. v. Chr. gab es jedenfalls an der Spitze des Hügels, in dem Gebiet rund um die antike Akropolis, eine kleine Siedlung mit Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden, die von einer ca. 1300 m langen Mauerring umgeben war. Ein Jahrhundert später war das Stadtgebiet schon auf ca. 10 Hektar angewachsen, was zur Folge hatte, dass die Verteidigungsmauer auf eine Länge von 2 km erweitert werden musste. In hellenistischer Zeit führte ein wachsender Wohlstand zu einer neuerlichen Erweiterung des Stadtgebietes auf fast 120 Hektar. Dabei wurden in den Vororten zahlreiche Wohngebäude abgerissen, andere neu gebaut und ältere Nekropolen aufgegeben. Der im Zuge dieser Arbeiten notwendig gewordene Errichtung eines neuen Mauerrings von fast 7,5 km Länge, von dem Teilabschnitte bis heute erhalten geblieben sind, stellt eindrucksvoll die wirtschaftliche und politische Bedeutung von Volterra dar, das zu den ältesten und größten der zwölf Bundesstädte Etruriens zählt.
Die Einwohner von Volterra waren ausgezeichnete Handwerker und wahre Künstler in der Bearbeitung von Alabaster. Sie stellten diverse Luxusartikel aus Tuffstein, Alabaster und Terrakotta her und exportierten diese in weite Teile Italiens. Vor allem in der hellenistischen Zeit waren die berühmten Arbeiten aus Volterra sehr begehrt, besonders die aus Tuffstein oder Alabaster hergestellten Urnen. Im Museo etrusco Guarnacci, das eine der schönsten Sammlungen etruskischer Kunst beherbergt, sind viele dieser hellenistischen Urnen aus der Zeit zwischen dem 4. und 1. Jh. v. Chr. zu bewundern. Die quaderförmigen Truhen, die häufig Deckel haben, auf denen die Figur des Verstorbenen dargestellt wird, waren häufig mit Pflanzen oder imaginären Tieren verziert, hatten aber meist Reliefs mit figurativen Szenen. Ein Teil der Inszenierung hatte konzeptionelle Bezüge zur Reise in die Unterwelt. Besonders eindrucksvoll sind die aus dem 2. Jh. v. Chr. stammenden Alabasterurnen mit dramatisch komponierten Szenen im Hochrelief, die Episoden des griechischen Mythos und der attischen Tragödie darstellen. Offenbar liebte die von der hellenistischen Kultur durchdrungene etruskische Aristokratie diese Themen.
Während des 2. Punischen Krieges unterstützte Volterra, das Ende des 3. Jhs. v. Chr. zu einem mit Rom verbündeten Municipium geworden war, den Feldherren Publius Cornelius Scipio mit Getreidelieferungen und Schiffen. Diese Loyalität zu Rom wurde belohnt. Im Jahr 90 v. Chr. erhielten die Einwohner von Volterra das römische Bürgerrecht. Einige Jahre später war die Stadt in den Bürgerkrieg zwischen Mario und Sulla verwickelt. Man stellte sich auf die Seite der Popularen und begrüßte die Überreste der Armee des Marius innerhalb der Stadtmauern. Lucius Cornelius Sulla leitete persönlich die Belagerung der Stadt, die zwei Jahre lang (82-80 v. Chr.) Widerstand leistete. Schließlich musste Volterra aufgeben und wurde geplündert. Den Bewohnern wurde das Bürgerrecht entzogen und das ganze Territorium zum ager publicus erklärt. Nach Sullas Abdankung gelang es Volterra den Großteil der beschlagnahmten Ländereien wieder in Besitz zu nehmen. Zeuge davon ist der Bau des römischen Theaters.
Bei archäologischen Ausgrabungen unter der Leitung von Enrico Fiumi wurden in den 1950er Jahren die Überreste eines römischen Theaters entdeckt. Die Ende des 1. Jhs. v. Chr. erbaute Theateranlage bot einst Platz für mehr als 2000 Zuschauer, die von den teilweise erhaltenen Sitzreihen aus die Aufführungen verfolgen konnten. Der westliche Teil des zweistöckigen Bühnenhauses (frons scaenae) wurde zwischen 1976 und 1980 teilweise rekonstruiert. Dabei wurde Material aus eingestürzten Teilen des Theaters verwendet, mit Ausnahme der Rückwände, die aus Stahlbeton wieder aufgebaut und mit Stein verkleidet wurden.
Zum Zeitpunkt seiner Erbauung gab es in diesem Teil der Stadt keine Bauwerke, sondern nur Befestigungsmauern aus dem 2. Jh. v. Chr., die den steilen Hang des Hügels stützten. Aufgrund der Orographie des Geländes wurde das Theater über ein komplexes Treppensystem von oben, direkt vom Stadtzentrum aus, erschlossen. Die beiden unteren Blöcke der Sitzbereiche ruhen auf dem natürlichen Gefälle des Geländes, während der obere Block der Cavea über einem ringförmig gewölbten Wandelgang aus opus caementicium errichtet wurde. Dieser Korridor ermöglichte es den Zuschauern, zu den oberen Sitzplätzen zu gelangen. Elf Eingänge boten Zugang zu den unteren Sitzblöcken (nur vier dieser Eingänge sind noch sichtbar).
Über dem höchsten Abschnitt der Sitzreihen (summa cavea) erhob sich damals eine Struktur mit drei Exedrae, möglicherweise ein Sacellum mit Nischen für Statuen. Hier fanden die Ausgräber einen großen Augustuskopf aus Marmor.
Viele Teile der Anlage, die von Mitgliedern der wohlhabenden Familie Caecina aus Volterra finanziert wurde, waren ursprünglich mit farbigem Marmor und Statuen geschmückt, von denen die meisten verloren gegangen sind.
Hinter dem Bühnenhaus befand sich eine aus Tuffstein errichtete ionische Kolonnade. Später, wahrscheinlich in claudischer Zeit, wurde diese durch einen weit größeren, aus italienischen Marmorsäulen mit korinthischen Kapitellen bestehenden Säulengang ersetzt.
Ab dem 3. Jh. n. Chr. wurde das Gebäude nicht mehr genutzt. Etwa zur gleichen Zeit entstand im flachen Bereich hinter dem Bühnenhaus, dort, wo sich früher die Kolonnade befand, ein Thermenkomplex, für dessen Bau man die Überreste des Theaters verwendete.
Die Bäder
Irgendwann zwischen der zweiten Hälfte des 3. Jhs. n. Chr. und dem Ende des 4. Jhs. n. Chr. wurden in dem Viereck, in dem sich bis dahin die oben erwähnten Portiken befanden, reich verzierte Thermen errichtet. Anscheinend war dieser Teil der Stadt in der Spätantike entsprechend bevölkert und auch wohlhabend.
Die überwiegend in Südost-Nordwest-Richtung ausgerichtete Badeanlage wurde mit einem inneren Betonkern und einer äußeren Steinverkleidung aus kleinen Panchina-Kalksteinblöcken errichtet. Der Grundriss des Badekomplexes ist fast vollständig erhalten. In den beheizten Bereichen, dem Tepidarium, dem Caldarium und dem Laconicum, sind Spuren von Ziegeltürmchen (pilae) erhalten, die den Zwischenboden (suspensura) trugen, unter dem die warme Luft zirkulieren konnte. Von den aufgehenden Wänden des Bauwerks ist fast nichts mehr da. Auch von den Wandvertiefungen, Wandverkleidungen oder anderen dekorativen Elementen ist nichts übrig geblieben, abgesehen von großen Mosaikteilen in einigen Bereichen, die eine Vorstellung davon vermitteln, wie reich verziert die Bäder gewesen sein müssen.
Die Lage des Badekomplexes innerhalb des Säulenportikus lässt vermuten, dass die Ostseite dieses Portikus als überdachter Gang und als Verbindungselement zwischen den verschiedenen Bereichen des Komplexes genutzt wurde, während der offene Raum auf der Westseite als Freiluftturnhalle für körperliche Übungen gedient haben wird.
Das Stadttor Porta all’ Arco
Die Porta all'Arco, ein monumentales Stadttor mit zwei Bögen und zwei Fassaden, war einer der Durchgänge durch eine ausgedehnte, 7 km lange Verteidigungsmauer, die zwischen dem 4. und dem frühen 3. Jh. v. Chr. erbaut wurde. Das Tor befindet sich am südlichen Ende der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Hauptstraße, die durch das Cecina-Tal zum Meer führt.
Die massiven rechteckigen, ockerfarbenen Steinblöcke stammen aus dem 4. Jh. v. Chr., die beiden Bögen aus grauem Stein wurden wahrscheinlich zwischen dem 3. und 1. Jh. v. Chr. hinzugefügt.
Das Tor wurde aus drei verschiedenen lokalen Steinarten errichtet. Die Flanken bestehen aus ockerfarbenem Sandstein, der Bogen aus grauem Kalkstein und die drei Köpfe aus weichem Selagit aus Montecatini. Obwohl die Köpfe nicht eindeutig identifiziert werden konnten, ist die glaubwürdigste Theorie, dass sie die Schutzgötter der Stadt darstellen. Ursprünglich war der Eingang durch ein Fallgitter gesichert, ein schweres, vertikal schließendes Tor, das an jedem Pfosten des Tores heruntergelassen werden konnte. Der der Stadt zugewandte Torbogen war mit zwei schweren Holztüren verschlossen, so dass eine innere Kammer entstand, die als Falle für angreifende Feinde diente.
Die etruskische Akropolis
Die etruskische Akropolis von Piano di Castello befindet sich im archäologischen Gebiet des Enrico-Fiumi-Parks. Wiederholte Ausgrabungen haben hier die Überreste eines Viertels zu Tage gefördert, das seit den Anfängen Volterras besiedelt war und in dem sich auch die wichtigsten Kultbauten der etruskischen Stadt befanden. Die Steinreste stammen von mehreren Bauten, die sich komplex überschneiden und aus der Zeit zwischen dem 7. Jh. v. Chr. und der Römerzeit stammen.
Hier befand sich auch ein „heiliger Bezirk“ mit einem Tempel, von dem jedoch nichts mehr sichtbar ist, da er hauptsächlich aus Lehm und Holz gebaut wurde. Die heute sichtbaren Überreste stammen von zwei großen Tempelanlagen, die in hellenistischer Zeit, etwa im 3. Jahrhundert v. Chr., erbaut wurden. Darüber hinaus sind auch die Fundamente mehrerer Wirtschaftsgebäude, einiger Zisternen und gepflasterter Wege erhalten geblieben, die ebenfalls in die hellenistische Zeit datiert werden können.
Von dem gegen Ende des 3. Jhs. v. Chr. an der Stelle befindlichen Tempel, der über Teilen einer vorherigen, durch einen Erdrutsch zerstörten ähnlichen Anlage errichtet wurde, wissen wir, dass er einen toskanischen Grundriss mit einem hohen Podium, einem Säulengang mit drei Reihen von vier Säulen und eine Treppe besaß.
Der Raum vor dem Tempel war in umzäunte Bereiche unterteilt, in denen kultische und Handlungen stattfanden: Darbringung der ersten Früchte, Tieropfer und Trankopfer. In den drei Höfen, die zu diesem Tempel gehörten, wurden Votivstrukturen identifiziert, die größtenteils unterirdisch angelegt waren. Dazu gehören ein offener Brunnen, der sich nach und nach mit Opferresten füllte, eine große, ohne Sockel vergrabene Vase, die ebenfalls Opfer- und Trankopferreste enthielt, und ein Graben, in den ein mit Feigen- und Weintraubenresten gefülltes Terrakottagerohr eingelassen war.
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