In der früh-eisenzeitlichen Kultur der Dörfer, aus denen sich später die etruskischen Städte entwickeln sollten, waren die Nekropolen auf Höhenzügen rings um die Wohngebiete angelegt worden. Sie stellten richtige „Urnenfelder“ dar, die den Brandgräbernekropolen Mitteleuropas nicht unähnlich sind. In dieser sog. Villanovakultur, deren Name von der Ausgrabungsstätte Villanova di Castenaso, östlich von Bologna abgeleitet ist, wurden die Toten also verbrannt und in Urnen bestattet. Typisch für diese Zeit (9. bis 8. Jh. v. Chr.) sind die mit geometrischen Motiven verzierten bikonischen Urnen, die häufig mit Bronze- oder Tonhelmen zugedeckt waren, sowie die sog. Hütten- oder Hausurnen.
POZZOGRÄBER
Dabei handelt es sich um einfache Erdlöcher (Pozzo = Erdloch), deren Wände je nach Bodenbeschaffenheit mit Steinen oder Platten befestigt wurden. In anderen Gegenden bevorzugte man es, in Felsen Rundungen für die Aufnahme der Urne auszuhöhlen. Auch wurden Urnen in schützende Behälter aus Stein eingeschlossen.
Pozzogräber: Museo Etrusco Guarnacci in Volterra.
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Unmittelbar nach dem Eingang zur Monterozzi-Nekropole in Tarquinia befinden sich einige große Steinpilze. Es handelt sich um Gräber aus der Villanova-Zeit (11. bis 8. Jh. v. Chr.), die aus der nahegelegenen Nekropole Bruschi-Falgari stammen. Dabei handelt es sich um große eingegrabene Steine mit einem Deckel, in die die Asche des Verstorbenen und die Bestattungsutensilien gelegt wurden.
Die bikonischen Tongefäße haben oben einen breit ausgestellten Rand, die Öffnung ist meist mit einer umgekehrten, einhenkeligen Schale zugedeckt. Gelegentlich, wenn es sich um ein Kriegergrab handelte, diente ein Helm als Deckel.
Archäologisches Nationalmuseum Florenz: Bikonische Urne mit Deckel aus Chiusi, 9.–8. Jh. v. Chr.
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Archäologisches Museum Vetulonia
Etruschi Exibition in the Museo civico archeologico (Bologna) Bild: © Wikimedia Commons
Da von den Behausungen, in denen die Menschen damals lebten, nichts mehr erhalten ist, sind die Aschenurnen, die wie richtige Hütten geformt sind, von besonderem Interesse. Mit ihrer Hilfe kann man sich ein Bild davon machen, wie die ersten Wohnstätten der Etrusker aussahen. Geometrische Muster, die sich auf einigen dieser Hüttenurnen erhalten haben, lassen vermuten, dass die mit Lehm verputzten Hütten tatsächlich so bemalt waren.
Hüttenurnen: Archäologisches Museum Vetulonia
FOSSAGRÄBER
Fossagräber (von lat. fossa = Grube) zeigen einen völlig anderen Umgang mit den Toten als die zur gleichen Zeit und am gleichen Ort entstandenen Urnengräber. Hier wurden rechteckige Gruben in den Boden eingetieft und mit gemauerten Wänden versehen. Entlang der Grubenwände verlief ein schmaler Falz aus Steinen, der es ermöglichte, die Grube mit einer Holz- oder Tuffplatte zu verschließen. Häufig wurde die Grube auch direkt in den gewachsenen Fels gehauen. Der Tote wurde dann in Rückenlage zusammen mit den Grabbeigaben in die Grube gelegt. Die Beigaben in diesen Gräbern unterscheiden sich so wenig von denen in den Pozzo-Gräbern, dass man daraus auf eine unterschiedliche soziale Stellung der Bestatteten schließen könnte. Man vermutet daher, dass es sich bei den beiden unterschiedlichen Bestattungsformen um zwei verschiedene Völkergruppen handelt. Jedenfalls gelten die für Einzelbestattungen angelegten Fossagräber als Vorläufer der später in Mode gekommenen Kammergräber.
KAMMERGRÄBER
Mit der Orientalisierenden Periode (ca. 720 – 570 v. Chr.) und der Entstehung der eigentlichen etruskischen Kultur ging man mehr und mehr zur Körperbestattung über. Mit zunehmendem Wohlstand ließen sich die Wohlhabenden nun Grabstätten errichten, die ihnen mehr entsprachen als die einfachen, nur in den Boden eingetieften Gruben. Griechischen und kretischen Vorbildern folgend wurden daher Kammergräber (aus Steinen gebaute oder in Felsen angelegte Gräber mit mindestens einer Grabkammer) angelegt. Diese Entwicklung vollzog sich eher in den Küstenstädten, da diese am frühesten zu Reichtum gekommen waren.
in Nordetrurien musste man aufgrund der Bodenverhältnisse die Kammergräber oft aus Steinblöcken aufbauen. Als eine Art Übergangsform kann man die sog. STEINKREISGRÄBER bezeichnen. Der Steinkreis bezeichnete vermutlich die Peripherie des Erdhügels, der wohl ursprünglich über der aus Steinen errichteten Grabkammer aufgeworfen war. Diese wurde mit Hilfe von Steinplatten, die sich nach oben hin - nach Art eines primitiven griechischen Tholosgrabes – immer mehr überkragen und somit eine „falsche Kuppel“ bilden, abgedeckt. Meist bilden senkrecht gestellte Steinplatten die Eingangswand. Eine quer darauf gelegte Platte bildete den Architrav. Die Grabkammer war in den Boden eingetieft. Über dem höchsten Punkt der Kuppel befand sich meist ein weiterer Steinkreis. Die Beisetzung der Toten erfolgte wahrscheinlich in Holzkisten.
Tomba della spirale dóro (7. Jh.) im Archäologischen Park von Baratti und Populonia.
In Tarquinia entstanden zu der Zeit die ersten Familiengräber in Form von unterirdischen Grabkammern, über denen man Grabhügel aufhäufte. Bis zum 6. Jh. v. Chr. waren dann die meisten dieser aristokratischen Tumuli von zahllosen, kleineren Grabhügeln umgeben, unter denen sich Grabkammern befanden, die jeweils nur einem Ehepaar als Grabstätte dienten. Einige dieser Kammern schmückte man mit beeindruckenden Wandmalereien. Die Gräber der Monterozzi-Nekropole sind in ihrer architektonischen Form – im Gegensatz zu denen in Cerveteri – sehr einfach gestaltet. Meist bestehen sie nur aus einer aus dem Tuffgestein herausgemeißelten unterirdischen Grabkammer, zu der ein Dromos hinabführt. In selteneren Fällen bestehen die Grabanlagen auch aus mehreren miteinander verbundenen Kammern.
Die bemalten Gräber in der Monterozzi-Nekropole in Tarquinia sind das größte Dokument etruskischer Bildkunst. Schließlich machen uns die unvergleichlichen Wandgemälde nicht nur mit den Sitten und Gebräuchen der Etrusker bekannt, sie verschaffen uns auch einen Einblick in die griechische Malerei, von der uns fast nichts erhalten geblieben ist. Die bekanntesten Gräber sind das Grab der Leoparden , der Jagd und des Fischfangs , der Auguren , des Tricliniums , der Blauen Dämonen und der Stiere .
Tomba Bartoccini (6. Jh. v. Chr.) in der Monterozzi-Nekropole in Tarquinia
HÜGELGRÄBER
Ein Tumulus ist eine, über einer Bestattungsstelle künstlich aufgerichtete hügelförmige Anlage. Die etruskischen Tumuli sind gegliedert in eine Ringmauer mit einer oberen Begrenzung durch eine vorspringende Leiste oder ein Profil und die auf dieser Basis ruhende Erdaufschüttung. (Fehlt die Ringmauer, dann handelt es sich lediglich um einen Grabhügel.)
Das sog. „Wagengrab“ das dank der dort gemachten Funde in das 7. Jh. v. Chr. datiert werden kann, ist mit einem Durchmesser von 28 m eines der größten Fürstengräber der Orientalisierenden Periode in Populonia.
Der runde Tambour wurde auf einem leicht nach außen abfallenden Steinpflaster errichtet und am oberen Rand mit einer vorkragenden Reihe von Steinplatten versehen, die dazu diente, das vom Tumulus herabfließende Regenwasser von der Basis des Baus abzuleiten.
Während die äußere Erscheinung dieser monumentalen Fürstengräber so ziemlich einheitlich ist, weisen die Bestattungsräume einen großen Reichtum an Formen auf. Jede der bedeutenden Nekropolen tritt mit einem spezifischem Typus hervor, wenn auch Beziehungen zu benachbarten Totenstädten deutlich werden. Die Grabkammern der ältesten Tumuli zeigen die Kragwölbung über kreisförmigen oder rechteckigem Grundriss. Das dabei entstehende Eckproblem wurde gelöst, indem man eine Art Zwickel einfügte, die nach oben hin allmählich zur Rundung überführen. Die so entstehende Scheinkuppel auf rechteckigem Grundriss ist eine der markantesten Erscheinungen der ältesten Grabarchitekturen Etruriens.
Tomba delle pissidi cilindriche (7. Jh. v. Chr.) in Populonia
Auch in Südetrurien entwickelte sich das Kammergrab aus dem Fossagrab. Die Fossa wird immer mehr in den Boden eingetieft. Schließlich erhält sie durch ein aufgelegtes Mauerwerk oder aufgelegte Tuffplatten eine Decke. Hier ist das Kammergrab im Vergleich zu Nordetrurien eindeutig das Resultat einer einheimischen Entwicklung. In der Banditaccia – Nekropole in Cerveteri sind solche Kammergräber ab dem 7. Jh. v. Chr. nachweisbar. Die ältesten sind in der „zona dei tumuletti arcaici“ zu finden. Sie sind durch eine wohlgeformte Fossa gekennzeichnet, die durch eine Eindeckung aus vorkragenden Tuffblöcken in eine Kammer verwandelt wurde.
Die Tumuli in Cerveteri haben einen aus dem anstehenden Felsen herausgearbeiteten und mit Profilen versehenen tambourartigen Sockel. Sie enthalten verschiedene Gruppen vollständig aus dem Tuff herausgearbeitete Kammergräber, die mit ihrem immer komplexeren Grundriss die parallel verlaufende Entwicklung des etruskischen Hausbaus nachzeichnen.
Die frühesten Grabkammern in den großen Tumuli waren nach Nordwesten orientiert, der Region der etruskischen Unterwelt. In Stufen führte ein Eingangskorridor hinunter zu einer Steinplatte oder Blöcken, die entfernt werden konnten, wenn spätere Begräbnisse es erforderten. Gewöhnlich befand sich an der Außenseite des Tumulussockels eine durch eine kleine gewölbte Brücke mit ihm verbundene Plattform oder ein Altar, der durch eine Rampe oder Stufen zugänglich war und von dem aus der Gipfel des Tumulus zum Ausüben von Riten begehbar war.
Tomba della Capanna in der Banditaccia-Nekropole in Cerveteri (erstes Viertel des 7. Jhs.): Dieses völlig aus dem Felsen herausgemeißelte Grab bildet ein hüttenähnliche Wohnstätte nach, in der offensichtlich die Etrusker in dieser Zeit lebten. Es befindet sich in einem großen Tumulus, der ursprünglich für dieses eine Grab konzipiert war. Später wurden allerdings noch drei weitere Grabanlagen in diesem Grabhügel untergebracht.
Aus diesen noch eher bescheidenen Anfängen entwickelten sich in der Folge monumentale Kammergräber, die in der Regel aus einem Dromos mit Seitenkammern, einer Hauptkammer und zumindest einer zusätzlichen Seitenkammer bestanden. Es begann mit dem Hintereinanderschalten von zwei Kammern. Dabei war der rückwärtige Raum in der Regel für die Bestattung bestimmt, der vordere konnte, als Vorraum gedacht, auch als Depot für Beigaben dienen, wurde aber in vielen Fällen auch für Bestattungen herangezogen. Diese Vorräume unterschieden sich allmählich von den angeschlossenen Kammern durch eine sorgfältige architektonische Ausgestaltung.
Cerveteri: Tomba Della Cornice (6. Jh. v. Chr.)
Cerveteri: Tomba Dei Letti Funebri (6. Jh. v. Chr.)
Cerveteri: Tumulo Policromo (6. Jh. v. Chr.)
AEDICULAE
In der Mitte des 6. Jhs. erschien in Populonia ein neuer Grabtyp, die Ädikula (kleines Haus oder Tempelchen), in der Form eines kleinen, aus Quadersteinen gebauten Hauses oder Tempels. Das Firstdach aus Steinplatten war mit Akroterien (architektonische Ornamente , die an der Spitze oder Ecke des Giebels eines Gebäudes angebracht sind) und Antefixen (figürlich oder ornamental verzierte Ton- oder Steinziegel) aus Terrakotta oder Stein geschmückt. Die aus Stein gefertigten Antefixe zeigen eine enge Verwandtschaft mit Exemplaren aus Ostgriechenland, besonders Samos und Milet. Ädikulagräber besaßen nur eine Grabkammer, wurden aber in einigen Fällen über einige Generationen hin benutzt.
Populonia: Tomba del bronzetto di offerente. Es ist das einzige Grabmal dieser Art, das unversehrt gefunden wurde. Das hat damit zu tun, dass es von einer 7 m dicken Schicht aus Metallschlacke bedeckt war. Der Giebel und das Dach waren ursprünglich mit Steinskulpturen verziert. Das Grab, das vermutlich für eine aristokratische Familie bestimmt war, ist umgeben von mehreren, einfacheren Cassone-Gräbern.
CASSONE-GRÄBER
Die aus Steinplatten konstruierten Kästen oder sarkophagförmige Gräber, von denen einige, nach Vorbildern aus Ostgriechenland gestalteten Akroterien besaßen, sind häufig gruppenweise angeordnet und entlang alter Straßen ausgerichtet. Hierbei handelt es sich um die Grabstätten einer neuen Mittelklasse. In ihrer Einförmigkeit und relativ simplen Form drücken sie eine soziale Nivellierung der Bewohner aus. Die Art der Herstellung dieser Steinkisten, die nur für eine Person bestimmt waren, variiert: Einige Gräber sind aus einem einzigen Block aus lokalem Kalkstein ("panchina") gefertigt, andere wurden aus einzelnen Steinplatten errichtet. Der Deckel hatte in der Regel die Form eines Schrägdaches.
WÜRFELGRÄBER
Ab dem 6. Jh. v. Chr. (Archaische Periode) kam es zu einer Zunahme des allgemeinen Wohlstands. Die an dieser Entwicklung nicht unwesentlich beteiligte, damals entstandene neue „Mittelklasse“ ließ für ihre Angehörigen gleichförmig ausgerichtete, rechteckige Würfelgräber in Reihen errichten, die rechtwinkelig angelegte Straßen bildeten.
Diese Grabanlagen, die gewisse Ähnlichkeiten mit modernen Reihenhaussiedlungen aufweisen, waren zum Teil aus dem anstehenden Felsen gehauen oder auch mit regelmäßigen Quadersteinen wie kleine Häuser hochgezogen. Auffallend sind die am Vorderrand profilierten Gesimse der begehbaren Flachdächer. Die Anordnung der Gräber bzw. der so entstandenen Straßen erfolgte auch nicht mehr aufgrund der vom Kult geforderten Orientierung (nach Westen oder Nordwesten, dort, wo für die Etrusker die Unterwelt lag), sondern richtete sich vielmehr nach stadtplanerischen Überlegungen und präzisen Landvermessungen.
Die Grabräume sahen anfangs noch so aus wie die in den großen Tumuli mit ihren Vorräumen, in deren Hinterwänden sich mehrere, parallele Grabkammern öffneten. Jüngere Würfelgräber wurden dann vereinfacht und bestanden nur mehr aus zwei aufeinander folgenden Kammern.
Auch in der Nekropole Crocifisso del Tufo in Orvieto sind die dort gefundenen Kammergräber in Würfelform nach so einem exakten und geordneten Plan angeordnet.
Gebaut wurden die würfelförmigen Gräber, die meist nur eine ca. 3 x 2 m große Grabkammer aufweisen, aus quadratischen Tuffsteinblöcken, die in regelmäßigen Reihen, ohne Verwendung von Mörtel, angeordnet sind. Die Decken bilden innen meist ein falsches Gewölbe, d. h. längsweise übereinander geschichtete Lagen von Steinplatten wurden so angeordnet, dass jede einzelne Lage über die darunter befindliche vorragte, bis der Abstand zwischen den beiden Flanken so klein war, dass eine Art Schlussstein an der Spitze genügte, um den Raum nach oben hin abzuschließen. Der Fußboden besteht aus Stampflehm oder Tuffstein. An der Rückwand sowie an einer Seite sind Steinbänke aus dem Felsen gehauen, auf denen man die Verstorbenen ablegte oder eine Aschenurne aufstellen konnte.
FELSENGRÄBER
In hellenistischer Zeit (300 – 100 v. Chr.) entwickelten sich in Inneretrurien mit seinen tief eingeschnittenen Tälern aus Tuffgestein höchst eindrucksvolle Felsengräber. Sie gehörten vermutlich dort ansässigen Aristokratenfamilien. Die meisten dieser in den senkrechten Fels gehauenen Gräber zeigen entweder nur eine kubische oder halbkubische Front mit reich profilierten, oben zurückspringenden Gesimsen am Flachdachrand und einer „dorisch“ gerahmten Scheintür in der Mitte der Front. Die unscheinbare, nur grob eingetiefte Grabkammer liegt am Fuß des steil abfallenden Felsens. Auf der Oberseite des Würfels, die über eine seitliche Treppe zu erreichen war, befand sich ein Platz, auf dem, wie auf einem großen Altar, kultische Zeremonien für die Verstorbenen abgehalten werden konnten.
Bei diesen Gräbern hat also die Fassade eine viel größere symbolische Bedeutung als die schmucklose unterirdische Grabkammer. Auf der Fassade der Würfel finden sich oft Inschriften, die den Besitzer des Grabes nennen. Details der Scheinarchitektur wurden durch Farbe oder Stuck hervorgehoben. Solche Felsengräber wurden meist nebeneinander (manchmal in zwei Reihen übereinander) angelegt.
Tomba Grande in der Nekropole Castel d’Asso: Zu Beginn des 3. Jhs. v. Chr. entwickelte sich der Grabtyp des Würfelgrabes zum sog.
SOTTOFACCIATAGRAB. Im Grab 75 (Tomba Grande) finden sich etwa hochentwickelte Einrichtungen für Grabbankette in dem gänzlich aus dem Felsen gehauenen sottofacciata Raum. Ein Vordach trennte diesen Raum vom oberen Bauteil, dessen Fassade eine Scheintür aufwies. Die wirkliche Grabkammer, in der die Sarkophage der Familie standen, ist ein völlig abgesonderter, unterirdischer Raum. Der von außen schräg abwärts führende Zugang (Dromos) wurde aber nur bei Bestattungen geöffnet.
Ein besonders prächtiges, noch erhaltenes etruskische Tempelgrab, das vermutlich um 200 v. Chr. entstand, ist das Hildebrand-Grab (Tomba Ildebranda) in der Nekropole von Sovana. Die im Jahr 1924 entdeckte Grabstätte wurde zu Ehren des Mönches Hildebrand aus Sovana (der aus der Gegend stammen soll und später als Papst Gregor VII in die Geschichte eingegangen ist) so benannt. Es hatte die Form eines kleinen Tempels auf einem hohem Podium.
Hildebrand-Grab in Sovana: Die sichtbare Grabarchitektur wurde aus dem Tuffgestein herausgehauen und hatte die Form eines Tempels mit ursprünglich sechs freistehenden Säulen an der Front und jeweils drei Säulen an den Seiten, deren Kapitelle mit Voluten, Blattornamenten und menschlichen Köpfen geschmückt waren. Der Tempel war mit einer Putzschicht verkleidet und farbig bemalt. In der Mitte befand sich in Flachrelief eine Scheintür. Die Decke innerhalb der Kolonnade war in Kassettenform gemeißelt. Die Hinterwand des kubischen Baus ist noch mit dem anstehenden Felsen verbunden. Die eigentliche Grabkammer kann durch einen langen, nach unten gerichteten zentralen Korridor erreicht werden. Diese kreuzförmig, unterhalb des Tempels aus dem Gestein gemeißelte Kammer enthält nur eine Bank zur Niederlegung der Verstorbenen.
BILDNACHWEIS: