Sovana

Città del Tufo: Die etruskische Nekropole von Sovana

Die etruskische Nekropole von Sovana ist ein Teil des Archäologischen Parks Città del Tufo und gehört zu der in der Provinz Grosetto gelegenen Gemeinde Sorano. Die Entdeckung der dort befindlichen Grabmonumente verdankt die Welt der Wissenschaft zwei englischen Bürgern. Der erste Hinweis kam schon 1843 von dem Reisenden Ainsley, der tief beeindruckt war von den aus dem Tuffstein herausgehauenen monumentalen Felsgräbern. Das dicht bewaldete Gelände bietet auch einen schönen Rahmen für einen ausgiebigen Spaziergang, den man zwangsläufig unternehmen muss, möchte man alle Fundstellen anschauen.

Auf dem Gebiet des heutigen Sovana existierten bereits seit der Jungsteinzeit Wohnsiedlungen. Gegen Ende der Villanovazeit tauchten dann die ersten etruskischen Siedler auf, die hier große elliptisch geformte Wohnstätten errichteten, und mit Vulci und den etruskischen Städten rund um den Bolsenasee regen Handel betrieben. Seinen Höhepunkt hatte das etruskische Sovana im 4. und 3. vorchristlichen Jahrhundert. Nach einem kurzen wirtschaftlichen Niedergang blühte Sovana in der hellenistischen Epoche wieder auf. Während des 3. und 2. Jhs. v. Chr. konnten sich daher einige betuchte Bewohner Sovanas in die Felswände der die Stadt umgebenden tiefen Schluchten sogar monumentale Felsgräber meißeln lassen. 

Das Hildebrand-Grab (Tomba Ildebranda)

Das prächtigste und größte noch erhaltene etruskische Tempelgrab ist vermutlich um 200 v. Chr. entstanden. Die im Jahr 1924 entdeckte Grabstätte wurde zu Ehren des Mönches Hildebrand aus Sovana (der aus der Gegend stammen soll und später als Papst Gregor VII wegen seiner „gregorianischen Reformen“ und seiner Rolle im Investiturstreit als „Zuchtrute Gottes“ und „Höllenbrand“ in die Geschichte eingegangen ist) so benannt. Es hatte die Form eines kleinen Tempels auf einem hohem Podium.

Die sichtbare Grabarchitektur wurde aus dem Tuffgestein herausgehauen und hatte die Form eines Tempels mit ursprünglich sechs freistehenden Säulen an der Front und jeweils drei Säulen an den Seiten, deren Kapitelle mit Voluten, Blattornamenten und menschlichen Köpfen geschmückt waren. Der Tempel war mit einer Putzschicht verkleidet und farbig bemalt. In der Mitte befand sich in Flachrelief eine Scheintür. Die Decke innerhalb der Kolonnade war in Kassettenform gemeißelt. 

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Die Hinterwand des kubischen Baus ist noch mit dem anstehenden Felsen verbunden.

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Die eigentliche Grabkammer kann durch einen langen, nach unten gerichteten zentralen Korridor erreicht werden. Der Raum war bei seiner Entdeckung völlig leer, vermutlich das Werke von Grabräubern und Plünderern. Diese kreuzförmig, unterhalb des Tempels aus dem Gestein gemeißelte Kammer enthält nur eine Bank zur Niederlegung der Verstorbenen. 

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Das Pola-Grab (Tombe Pola)

Ca. 300 m westlich des Hildebrand-Grabes befindet sich das sog. Pola-Grab, das ebenfalls mit einer Tempelarchitektur versehen ist.

Diese Anlage war geprägt von acht Säulen, die auf einem hohen Podium standen. Von der einstmaligen architektonischen Zier hat sich leider nur ein Teil der Kassettendecke und eine einzige Säule erhalten, die von den Archäologen mit einer Bandage und einer Stütze versehen wurde. Diese schon in der Antike geplünderte Grablege, die auf das 3. Jh. v. Chr. datiert werden konnte, hat wegen der großen Zerbrechlichkeit des Tuffs einen beachtlichen Schaden davongetragen. 

  • Das Pola-Grab (Tombe Pola) Sovana

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Ein langer und tiefer Dromos führt zur großen, unterhalb des Tempels gelegenen Grabkammer, die einen kreuzförmigem Grundriss hat und einer mit durchgehender Grabbank an den Wänden ausgestattet ist. 

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Das Grab der geflügelten Dämonen (Poggio Prisca)

Das Grab, das auf die zweite Hälfte des dritten Jhs. v Chr. datiert wird, erweist sich als ein aus dem Tuffgestein gemeißelter kubischer Block, auf dessen Frontseite die Fassade eines Ädikula-Baus mit einer tiefen Mittelöffnung eingemeißelt ist. Von der Grabkammer unter der Ädikula, die schon in der Antike geplündert wurde, ist ein Teil des Zugangskorridors sichtbar.

Das Grab der geflügelten Dämonen (Poggio Prisca) Sovana

Im Inneren dieser Nische ist eine Person in halbliegender Position auf einem Grabbett dargestellt, die in der rechten Hand den Trankopfer-Becher hält. Außergewöhnlich ist die Präsenz der ursprünglichen Polychromie, die sich nach dem Einsturz der Frontseite in antiker Zeit erhalten hat. Tatsächlich hat der höchste Teil des Monuments beim Sturz auf das Areal vor der Ädikula de facto die Nische verschlossen und die Bildhauerarbeit beschützt, die wahrscheinlich den Verstorbenen symbolisieren soll. 

Das Grab der geflügelten Dämonen (Poggio Prisca) Sovana

Ein Teil der Hochrelief-Frontseite, die vor dem Einsturz auf dem oberen Teil des Monuments angebracht war, ist erhalten geblieben. Dargestellt ist ein Meeresdämon mit Flügeln und einem fischförmigen Schwanz.

  • Das Grab der geflügelten Dämonen (Poggio Prisca) Sovana

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  • Das Grab der geflügelten Dämonen (Poggio Prisca) Sovana

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Auf den Seiten der großen Nische waren auf großen Sockeln zwei Statuen angebracht, deren eine Vanth ist, während sich von der anderen nur der Teil unterhalb des Körpers erhalten hat. Vanth ist eine geflügelte weibliche Dämonin, eine Botin des Todes, die häufig als jugendliche Begleiterin des Totengottes Charun auftritt. In der Regel wird sie mit einer Fackel dargestellt, um den dunklen Weg ins Jenseits zu erhellen, und mit einem zusammengerollten Pergament, auf dem die Bestimmung des Verstorbenen verzeichnet ist. 


Dem Schutz der Grabstätte dienten schließlich zwei Skulpturen, die auf Podien standen. Die linke Skulptur, die einen Löwen darstellt, ist noch in einem relativ guten Zustand. 

  • Das Grab der geflügelten Dämonen Sovana

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Das Löwengrab (Tomba dei Leoni)

Die Grabbauten im monumentalen Bereich der Grabstätte dei Leoni, die auf das Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. datiert werden können, zeichnen sich ebenso durch die Ädikula-Architektur aus.

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Grab des Typhon (Tomba del Tifone)

Ca. 100 m östlich des Hildebrand-Grabes befindet sich das im 4. Jh. v. Chr. errichtete Grab des Typhon. Dabei handelt es sich um ein Ädikulagrab mit einem Relief in der Giebelfront, das fälschlicherweise als Typhon (Mischwesen aus der griechischen Mythologie) interpretiert wurde. Stattdessen dürfte es sich um eine weibliche Figur handeln, die umgeben ist von Steinblättern und Blumen. In der Mitte des Denkmals ist eine breite rechteckige Nische mit gerillten „Anten“ und einer innen in Rauten unterteilten Kassettendecke eingearbeitet. Auf der rechten Seite führt eine steile Treppe zur Spitze des Denkmals, wo ein Cippus-Halter aus dem Felsen ragt. Unter der Ädikula auf einem hohen Podium befindet sich die Grabkammer, die sich aufgrund der Erosion in einem schlechten Zustand befindet.

  • Tomba del Tifone Sovana

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  • Tomba del Tifone Sovana

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Etruskischer Felsenweg

Innerhalb des Archäologischen Parks von Sovana kann man auch einen kurzen Abschnitt eines von den Etruskern in den Tuffstein gegrabenen Hohlweges durchwandern.

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Suchbegriffe bei Google Maps:
Parco Archeologico Città del Tufo


D. H. Lawrence in Etrurien

Meisterwerke der etruskischen Kunst

Gräber der Etrusker

BUCHEMPFEHLUNGEN
  • Josef Durm: Die Baukunst der Etrusker. In: Handbuch der Architektur. Zweiter Band. Kröner (1905)
  • Veronika Maasburg: Etrusker & Römer. Reiseziele, Entdeckungen, Rekonstruktionen. H+L (1998)
  • Harald Haarmann: Die Anfänge Roms: Geschichte einer Mosaikkultur. Marix (2021)
  • Friederike Bubenheimer-Erhart: Die Etrusker. Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2014)
  • Dirk Steuernagel: Die Etrusker: Ursprünge – Geschichte – Zivilisation. Marix (2020)
  • Friedhelm Prayon: Die Etrusker: Jenseitsvorstellungen und Ahnenkult. Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2006)
  • Werner Rutishauser (Hrsg.): Etrusker: Antike Hochkultur im Schatten Roms. Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2017)
  • Stephan Steingräber: Antike Felsgräber: unter besonderer Berücksichtigung der etruskischen Felsgräbernekropolen. Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2015)
  • Niels Lobmann: Die Etrusker: Geschichte und Kultur einer antiken Supermacht. (2018)
  • Luciana Aigner-Foresti: Die Etrusker und das frühe Rom. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2009)
  • Luciana Aigner-Foresti: Geschichte und Erbe der Etrusker. Kohlhammer (2023)
  • Carlo Rosati: Die Etrusker und ihre Hohlwege: Geschichte, Symbolik und Legende. Paulsen (2018)
  • Stephan Steingräber: Orvieto. Zabern (2010)
  • Margarete Demus-Quatember: Etruskische Grabarchitektur : Typologie und Ursprungsfragen. Grimm (1958)
  • Michael Grant: Rätselhafte Etrusker : Porträt einer versunkenen Kultur. Weltbild (1990)
  • Florian Knauß (Hrsg.): Die Etrusker : von Villanova bis Rom. Nünnerich-Asmus (2015)
  • Sybille Haynes: Kulturgeschichte der Etrusker. von Zabern (2005) 
  • Giovannangelo Camporeale: Die Etrusker : Geschichte und Kultur. Artemis & Winkler (2003)
  • Otto Wilhelm von Vacano: Die Etrusker : Werden und geistige Welt. Kohlhammer (1955)
  • Reinhard Herbig: Götter und Dämonen der Etrusker. von Zabern (1965)
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