Das der Göttin Menrva und dem Gott Apulu (Apollon) geweihte Heiligtum, das nach der zum römischen Stadtteil Isola Farnese gehörigen Ortschaft Portonaccio benannt wurde, liegt an der ehemaligen Straße, die vom westlichen Tor der etruskischen Stadt Veji zur Tibermündung führte. Bei der unmittelbar außerhalb des Stadtgebietes befindlichen Tempelanlage handelt es sich um eines der ältesten und am meisten geschätzten Heiligtümern ganz Etruriens, das bis nach der römischen Besetzung in Betrieb war. Die frühesten Zeugnisse stammen aus dem 7. Jh. v. Chr., als die heilige Stätte wahrscheinlich von einem Adelsgeschlecht verwaltet wurde, das in einem Gebäude (dem so genannten "Haus der Priester") residierte, dessen Überreste unter den neueren Bauten zu sehen sind.
Zwischen dem Ende des 7. Jhs. v. Chr. und der ersten Hälfte des nächsten Jahrhunderts breitete sich der Kult der Göttin Menerva, die der griechischen Athena entspricht, auf den östlichen Teil der Terrasse aus: Hier fand man zahlreiche Opfergaben in Form von Bucchero-Vasen, die oft Inschriften trugen. In der zweiten Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. stattete man diesen Bereich mit einem Sakellum und einem Altar für flüssige Opfergaben aus.
Im weiteren Verlauf wurde das Heiligtum mit architektonischen Ausschmückungen erweitert. Um 510 v. Chr. errichtete man schließlich im westlichen Teil des eingefriedeten heiligen Bezirks einen großen dreizelligen Tempel im etruskischen Stil, dessen Dach mit Terrakottaplatten, Reliefs und Statuen mythologischer Themen verziert war.
Das Holzdach, welches mit Ziegeln gedeckt war, wies eine reiche Verzierung auf. So war etwa das Dachgestell mit ornamentierten Terrakottaplatten verkleidet.
Etruskisches Nationalmuseum Villa Giulia
Entlang der Seiten des Tempels endeten die gebogenen Ziegel an der Basis der Dachschräge in großen Muschelanhängern mit Gorgonen- und Acheloosköpfen.
Etruskisches Nationalmuseum Villa Giulia
Auf dem Firstbalken befanden sich auf hohen, sattelförmigen Sockeln eine Reihe von großen, bemalten Terrakotta-Skulpturen, die mutmaßlich den Mythos von Apollons Kampf mit Herakles um die goldene Hirschkuh, die Artemis heilig war, darstellten. Die Platzierung von Skulpturen auf diese Weise und deren Anbringung auf dem Dach eines Tempels stellt eine etruskische Neuerung dar.
Die stilistischen Merkmale dieser Meisterwerke zeigen Spuren jenes griechisch geprägten Geschmacks, der für die spätarchaische etruskische Kunstkultur der letzten Jahre des 6. Jhs. v. Chr. typisch war.
Die berühmteste und am besten erhaltene Skulptur ist die, die Apollon darstellen soll, wahrscheinlich die zentrale Figur in der Erzählung. Er ist mit einer Tunika und einem kurzen Mantel bekleidet. Sein rechter Arm ist ausgestreckt und gebogen, möglicherweise hat er den Bogen mit der linken Hand ergriffen. Sein Gegenstück könnte die weniger gut erhaltene Figur des Herkel (Herkules) gewesen sein. Der Held, der nur das Fell des besiegten nemeischen Löwen auf zypriotische Art - auf dem Kopf, um die Schultern und mit den Vorderbeinen auf der Brust und dem Schwanz auf dem Rücken befestigt – trägt, schwingt die Keule mit der rechten Hand und zeigt die Brust mit einer heftigen Verrenkung.
Etruskisches Nationalmuseum Villa Giulia
Die anderen Figuren, die zusammen mit diesen gefunden wurden, deuten auf mythische Wesen hin, die das Geschehen beobachteten.
Bei einer Skulptur, die allerdings nicht besonders gut erhalten ist, handelt es sich wohl um Latona, die Mutter des Apollon. Sie ist auf der Flucht mit ihrem Sohn in den Armen dargestellt, der von der Schlange Python bedroht wird. Letztere ist jedoch nur in wenigen Fragmenten erhalten. Die reich gekleidete Göttin mit Diadem trägt einen weißen Chiton, der mit stilisierten kleinen Rosen und einem kurzen, schwarz umrandeten Mantel geschmückt ist.
An den Tempel schloss sich ein großes Becken mit angrenzenden Kulträumen an, das möglicherweise für Reinigungsriten und nach neueren Hypothesen auch für Wahrsagerei genutzt wurde. Das aus Tuffsteinblöcken bestehende und mit Lehm ausgekleidete Becken hatte ein Fassungsvermögen von 180 Kubikmetern und wurde durch eine unterirdische Leitung gespeist.
Der älteste Kern des Heiligtums, der dem Kult der Göttin Menvra geweiht war, befindet sich im Osten des Plateaus. Zu sehen sind die Überreste eines rechteckigen Gebäudes, ein Altar mit vorspringenden Flanken und zwei angrenzende Portiken. Im Winkel zwischen dem Altar und den Portiken lag ein Bothros, ein Schacht, der für Trankopfer genutzt wurde. Die beiden Sektoren des Heiligtums sind in der Mitte durch einen Vorhof verbunden, in dem sich eine Zisterne aus archaischer Zeit befindet, die in hellenistischer Zeit als Aufbewahrungsort für Votivgaben genutzt wurde.
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