Der archäologische Park 
in Vaison-la-Romaine

Der archäologische Park von Vaison-la-Romaine umfasst die Ausgrabungsstätten Puymin und La Villasse, die zu den bedeutendsten freigelegten gallo-römischen Siedlungen Frankreichs zählen. Die Ruinen des antiken Vasio Vocontiorum — darunter Theater, Villen, Badeanlagen, Geschäftsviertel sowie Funde und Inschriften im Musée Archéologique Théo Desplans — geben Einblick in das Leben einer wohlhabenden Stadt mit schätzungsweise bis zu 10.000 Einwohnern. Ein weiteres Highlight ist die römische Brücke über die Ouvèze aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., die noch heute genutzt wird.


Vaison-la-Romaine, bekannt für sein römisches Theater, die gut erhaltene Brücke und ausgedehnte Ruinen, gehörte im 18. Jahrhundert nicht zu den klassischen Stationen der Grand Tour. Gleichwohl zog der Ort das Interesse aufgeklärter Gelehrter und Antiquare an. Der Avignoner Arzt Esprit Calvet nannte Vaison 1763 eine „Mine von Altertümern“ und dokumentierte dort Inschriften und Skulpturfragmente. 1790 reiste der Oratorianer Étienne Dumont in die Stadt, um epigraphische Aufzeichnungen anzufertigen, die für manches heute verlorene Denkmal die einzige überlieferte Quelle darstellen. Abt Joseph-Dominique Fabre de Saint-Véran verfasste eine umfangreiche historische Abhandlung über Vaison, in der er die Stadtgeschichte unter den Voconces sowie zahlreiche Inschriften systematisch erfasste. Auch Aubin-Louis Millin behandelte Vaison in seinen Antiquités nationales. Zusammen zeigen diese Arbeiten, dass Vaison fest in den antiquarischen Netzwerken der Aufklärung verankert war — selbst wenn die Stadt abseits der etablierten Routen der Grand Tour lag.


Vaison-la-Romaine

Die Gegend war bereits lange vor den Römern vom Volk der Vocontier besiedelt. Zwischen 125 und 118 v. Chr. besiegten die römischen Konsuln Flaccus und Calvinus diesen gallischen Stamm, der sich gemeinsam mit den Salluviern und Ligurern gegen Rom zur Wehr gesetzt hatte, und legten damit den Grundstein für die Provinz Gallia Narbonensis. Ihr Oppidum, offenbar bis dahin ein religiöses Zentrum, behielt jedoch weitgehend seine Selbständigkeit.


Der Ort erhielt den Namen Vasio Vocontiorum. Entlang des Flusses errichteten einheimische Aristokraten Häuser, um die herum sich nach römischem orthogonalen Straßenplan eine größere Stadt entwickelte, die in ihrer Blütezeit bis zu 10.000 Einwohner zählte. Ab der zweiten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. entstanden öffentliche Bauten wie Aquädukte, Thermen, Tempel, eine Brücke und ein Theater. Die antike Stadt bedeckte eine Fläche von etwa 70 Hektar.



Etwa ein Fünftel der einstigen Prachtstadt konnte ausgegraben werden; der Rest liegt unter der heutigen Bebauung, die auch für Mittelalterfans einiges zu bieten hat. Die Besichtigung der Ausgrabungen beginnt bei den „Vestiges de Puymin“, wo sich auch das Ticket-Office befindet. Mit der dort gekauften Eintrittskarte hat man anschließend Zugang zum zweiten Teil, den „Vestiges de la Villasse“.

Vestiges de Puymin


In diesem Teil der antiken Stadt lassen sich zahlreiche Wohnhäuser, öffentliche Bauten (Heiligtum mit Säulengängen, antikes Theater) sowie ein Handwerkerviertel nachweisen. Große Häuser wie das Maison à l'Apollon Lauré gehörten wohlhabenden Persönlichkeiten und Landbesitzern, die das römische Bürgerrecht erworben hatten. Aus diversen Inschriften geht hervor, dass eine Reihe von Einwohnern von Vasio ihre Heimatstadt verließen, um wichtige Positionen in der Verwaltung des Römischen Reiches zu bekleiden. Es ist anzunehmen, dass sie in Vasio einen Familiensitz behielten.


La Maison à l'Apollon Lauré

Das in die Zeit des beginnenden 2. Jhs. n. Chr. datierte, riesige Anwesen verdankt seinen Namen der Entdeckung eines lorbeerbekränzten Marmorkopfes des Gottes Apoll. Von diesem Domus sind lediglich 2000 m² ausgegraben worden. Der Rest des Gebäudes, der Haupteingang sowie die Räume, die ihn wahrscheinlich umgaben, ein Teil des Peristyls sowie die Räume, die sich zu den Galerien hin öffnen, liegen noch unter der modernen Stadt.

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An der Westseite mündeten zwei Eingänge in eine Hauptstraße, wobei es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um den Cardo Maximus handelte. Ein größerer Eingang neben dem Bereich, in dem die Bediensteten untergebracht waren (1), verfügte über Latrinen (2) und diente auch zur Lagerung von Brennholz für die Küche (3) und die Thermen (4). Durch diesen Eingang wurden auch die für die Zubereitung der Mahlzeiten benötigten landwirtschaftlichen Produkte angeliefert. Ein zweiter Eingang (5) führte zu den Thermen (6, 7, 8) und ein Korridor (9) zum halböffentlichen Familientrakt des Hauses. Eine Reihe von Zimmern ist um einen ersten Hof (10) angeordnet, in dem sich lediglich noch erahnen lässt, dass sich in der Mitte ein kleiner Teich befand, der von Mosaiken mit geometrischen Schwarz-Weiß-Mustern umgeben war. Der Hof versorgte vermutlich einen an die Küche angrenzenden Speisesaal (12) sowie einen weiteren Raum mit Licht und Belüftung, bei dem es sich vermutlich um die Schreibstube des Hausherrn handelte. Letztere befand sich gemäß der Lage (13) in der Nähe des Peristyls (11), von dem aus man den Garten und den Teich überblicken konnte. In etwas weiterer Entfernung befand sich eine Treppe (16), welche zu den Latrinen (15) führte.

Le Sanctuaire à Portiques

Dieses große Monument, das teilweise freigelegt wurde, war wahrscheinlich ein öffentlicher Ort, der zum Spazierengehen oder für kultische Zwecke genutzt wurde. Die Säulenhallen umrahmten einen Garten mit einem großen Wasserbecken und einem zentralen Gebäude. Gegenüber, in der Nordmauer, befand sich eine Halle, die durch einen Portikus hervorgehoben wurde. Seine Größe und das Vorhandensein eines Altars deuten auf eine Kultstätte hin, die einem Gott, einem Kaiser oder einer lokalen Persönlichkeit geweiht war. 

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La Maison à la Tonnelle

Diese Villa erstreckte sich über eine Fläche von mehr als 3.000 m², wobei die einzelnen Etagen terrassenförmig an den Hängen des Hügels angelegt waren. Die vorliegende Konzeption des Hauses war das Resultat einer graduellen Transformation eines ländlichen Wohnhauses in ein städtisches Gebäude. Das Gebäude war um eine Vielzahl von Höfen und Gärten herum angeordnet. Die schönsten Räume befanden sich vermutlich in den oberen Stockwerken der drei Flügel, welche den großen Garten einrahmten.

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Eine Vielzahl an Kellern, halb vergrabenen Räumen und Treppen ermöglichte den Zugang von einer Ebene zur anderen. Das Gebäude verfügte über zwei Eingänge, welche zum Cardo Maximus führten, der Hauptachse zwischen Nordost und Südwest. Der Dienstboteneingang (6) ist in einem guten Zustand erhalten geblieben. Der Haupteingang war auf einer groß dimensionierten Treppe unterhalb des Gartens (1) angelegt. Der Zugang zum Garten erfolgte über eine zweiläufige Treppe (2), die in der Mitte eine Nische für eine Statue oder einen Springbrunnen aufwies. Höchstwahrscheinlich wurde der Garten durch einen Teich oder einen von einer Laube (3) überdachten Springbrunnen verschönert. Ein weiterer Teich (4) in einer monumentalen Apsis befand sich neben der großen Westmauer, die das Haus vom Straßenverkehr abschirmte. Im Nordwesten war der Bereich der Bediensteten (5) mit mehreren Latrinen direkt mit der Straße verbunden. Sein großer Eingang erleichterte die Versorgung der Dienst- und Lagerräume, die sich über den gesamten Nordflügel erstrecken. Weiter östlich, am Fuße des Hügels, befinden sich die Thermen (11), die noch über einen Heizbereich und ein heißes Bad (Caldarium) verfügen.

Das Theater

Einst bot das auf der Nordseite des Puymin-Hügels gelegene, im 1. Jh. n. Chr. errichtete Theater bis zu 6000 Zuschauern Platz. Allerdings ist das römische Theater in Vaison-la Romaine deutlich schlechter erhalten als das bekannte Theater im nahegelegenen Orange

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Musèe archéologique Théo-Desplans

Das Areal beherbergt zudem das Archäologische Museum Théo Desplans. Es präsentiert eine umfangreiche Sammlung von in der Region gefundenen Artefakten und Alltagsgegenständen aus der Vorgeschichte bis zur gallorömischen Zeit sowie zahlreiche Modelle von Villen.

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Vestiges de la Villasse


In diesem Bereich des archäologischen Parks haben sich Überreste einer von Kolonnaden gesäumten Einkaufsstraße, einer Badeanlage und einiger großer Villen erhalten. 

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Die römische Brücke


Die Brücke, die den Fluss Ouvèze überspannt wurde im 1. Jh. n. Chr. errichtet und wird noch heute benutzt. 

Bildnachweis:

Suchbegriffe bei Google Maps:

Sites antiques de Vaison-la-Romaine


BUCHEMPFEHLUNGEN

 

  • Meike Droste: Arles: Gallula Roma - Das Rom Galliens. Zabern (2003)
  • Pierre Gros: Gallia Narbonensis: Eine römische Provinz in Südfrankreich. Zabern (2008)
  • Raymond Chevallier: Römische Provence: die Provinz Gallia Narbonensis. Atlantis (1979)
  • Helga Botermann: Wie aus Galliern Römer wurden. Leben im Römischen Reich. Klett-Cotta (2005)
  • Bert Freyberger: Südgallien im 1. Jahrhundert v. Chr. Phasen, Konsequenzen und Grenzen römischer Eroberung. Steiner (1999)
  • Thorsten Droste: DuMont Kunst Reiseführer Provence: Antike Arenen, romanische Kreuzgänge, Städte mit Geschichte. Eine Reise durch Frankreichs Sonnenprovinz (2011) 
  • Ulrike Klugmann: HB Kunstführer, Nr.36
  • Edwin Mullins: Roman Provence: A History and Guide. Signal Books (2011)
  • James Bromwich: The Roman Remains of Southern France: Routledge (1996)