Maxentiusvilla

Die Maxentiusvilla

Die Maxentiusvilla, ein imposanter spätantiker Baukomplex an der Via Appia, wurde zwischen 306 und 312 n. Chr. im Auftrag von Kaiser Maxentius erbaut. Der Baukomplex umfasste einen Palast, einen Circus und ein Mausoleum für den früh verstorbenen Sohn des Kaisers. Vom Palast, von dem aus der Kaiser einen direkten Zugang zum Circus hatte, sind nur noch wenige Reste erhalten, wie beispielsweise die halbrunde Mauer der Aula Palatina. Der Circus, einer der am besten erhaltenen der Antike, bot Platz für bis zu 15.000 Zuschauer. Das im Zentrum eines imposanten Quadriportikus stehende Mausoleum diente ursprünglich als dynastische Grablege, wurde jedoch nie vollständig vollendet. Erste Ausgrabungen auf dem Gelände begannen bereits um 1825, die Restaurierung erfolgte aber erst seit den 1960er Jahren. 

Maxentiusvilla

Die Residenz von Kaiser Maxentius an der Via Appia, einer der bedeutendsten römischen Fernstraßen, die Rom mit Brindisi verband, wurde als eine architektonische Einheit konzipiert. Ihr Bau folgte einem Plan, der bereits in anderen kaiserlichen Residenzen des 4. Jahrhunderts Anwendung fand. Der monumentale Komplex umfasste drei Hauptgebäude: den Palast, den Circus und das dynastische Mausoleum.

Der Palast

Der Palast, von dem heute nur noch wenige Ruinen erhalten sind, wurde auf einer Anhöhe errichtet und ersetzte eine ältere römische Landvilla aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. In der Kaiserzeit wurde diese Villa von Herodes Atticus – einem griechisch-römischen Redner, Politiker und Mäzen, der unter anderem am Südhang der Athener Akropolis das nach ihm benannte Odeion errichten ließ (siehe: Der Südhang der Akropolis) – umfassend renoviert und in ein Heiligtum zu Ehren seiner Frau Annia Regilla umgewandelt. Maxentius griff auf den bestehenden Bau zurück und ließ ihn nach seinen kaiserlichen Ansprüchen umgestalten. Das Hauptgebäude wurde nicht nur renoviert, sondern auch durch neue Anbauten erweitert, wodurch es sich zu einer repräsentativen Residenz entwickelte. Die Architektur des Palastes folgte der damals verbreiteten Bautechnik des Opus Vittatum, bei der sich kleine Tuffsteinblöcke und Ziegelreihen regelmäßig abwechselten. Monumentale apsidale Hallen, mit Marmor verkleidete Wände und kunstvolle Fresken verliehen der Residenz eine beeindruckende kaiserliche Pracht. Besonders hervorzuheben ist die sogenannte Aula Palatina, die als zentraler Empfangsraum diente. In dieser prächtigen Halle, deren monumentale Apsis mit einer Kassettendecke teilweise erhalten geblieben ist, empfing der Kaiser seine Hofgesellschaft und inszenierte feierliche Zeremonien. Diese Rituale nahmen bereits Elemente der späteren byzantinischen Hofzeremonien vorweg und unterstrichen die sakrale Stellung des Herrschers. Ein bemerkenswertes architektonisches Element war der etwa 200 Meter lange Portikus, der die Aula Palatina direkt mit der kaiserlichen Tribüne des Circus verband. Dieser – zumindest teilweise überdachte – Gang ermöglichte es Maxentius, die Spiele im Circus auf komfortable Weise zu verfolgen, ohne seine Residenz verlassen zu müssen. Die enge bauliche Verknüpfung zwischen Palast, Circus und Mausoleum verdeutlicht die durchdachte Planung dieses kaiserlichen Komplexes, der nicht nur als Wohn- und Repräsentationsort diente, sondern auch eine politische und dynastische Funktion erfüllte.

Der Circus

Der Circus des Maxentius – die am besten erhaltene Wagenrennbahn im Raum Rom und nach dem Circus Maximus die zweitgrößte ihrer Art – wurde zwischen 306 und 313 n. Chr. errichtet. Die Anlage beeindruckt nicht nur durch ihre Dimensionen, sondern auch durch ihre Bauweise in der sogenannten Opera Mixta, bei der Ziegel und kleine Tuffsteinblöcke wechselseitig verwendet wurden. Mit einer Länge von etwa 512 Metern und einer Breite von rund 91 Metern folgt der Circus einem typischen U-förmigen Grundriss: Eine lange, gerade Rennbahn führt zu einem abgerundeten Ende, während in der Mitte der Strecke die Spina – eine zentrale Barriere – die Wagenlenker bei ihren Runden leitete. An der Westseite befanden sich die Carceres, die Startboxen, die von zwei Türmen eingerahmt wurden. Ergänzt wurde dieses Zugangssystem durch zwei weitere Eingänge in unmittelbarer Nähe zu den Türmen, die den Zugang zu den Tribünen ermöglichten. Die Haupteingangsseite im Osten wurde von der Porta Triumphalis dominiert, durch die die Zuschauer in das Innere des Zirkus gelangten. An der Südseite befand sich zudem die Porta Libertinensis, die dazu diente, beschädigte Wagen und verletzte Wagenlenker unauffällig aus dem Rennen zu entfernen. Die kaiserliche Loge (Pulvinar) lag an der Nordseite und war über einen Gang direkt mit der kaiserlichen Residenz verbunden. Obwohl die genaue Sitzplatzkapazität nicht belegt ist, wird geschätzt, dass der Zirkus zwischen 10.000 und 15.000 Zuschauer fassen konnte – wobei die unteren Plätze für Personen höheren sozialen Status reserviert waren, während die oberen Reihen der breiten Öffentlichkeit vorbehalten blieben.

Die einzige dokumentierte Veranstaltung waren die Eröffnungsspiele, die vermutlich zu Ehren von Maxentius’ verstorbenem Sohn Valerius Romulus (309 n. Chr.) stattfanden. Ob nach dem Tod Maxentius’ im Jahr 312 n. Chr. weitere Wettkämpfe abgehalten wurden, ist nicht belegt. Archäologische Untersuchungen deuten zudem darauf hin, dass die Rennbahn bereits in der Antike mit Sand bedeckt wurde, was eine weitere Nutzung so ziemlich ausschließt.

  • Circus des Maxentius

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Circus des Maxentius

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Circus des Maxentius

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Circus des Maxentius

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Circus des Maxentius

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button

Das Rennen begann in den Carceres, die auf beiden Seiten von zwei kleinen Türmen flankiert waren. Die Carceres waren als Bogenstruktur erbaut, in deren Mitte sich die Porta Pompae befand. Hier stellten sich die Rennteams in einer zuvor durch das Los bestimmten Reihenfolge auf. Die feierliche Prozession betrat den Zirkus durch die Porta Pompae. Sie wurde angeführt vom Editor Spectaculorum, dem Veranstalter der Spiele, gefolgt von den Wagenlenkern mit ihren Streitwagen, den Athleten, die während der Pausen auftraten, sowie Musikern und Tänzern. Der Editor Spectaculorum gab auch das Startsignal für das Rennen, indem er ein Tuch von der Loggia über den Carceres hinabfallen ließ.

Die sogenannte „Spina“, die die Rennbahn in zwei Bahnen unterteilte, erstreckte sich über 296 Meter (entsprechend 1000 römischen Fuß) und war reich mit Brunnen und Skulpturen verziert. In ihrem Zentrum stand ein Granitobelisk, der 1650 auf die Piazza Navona gebracht wurde, um Berninis „Fontana dei Quattro Fiumi“ zu schmücken. © Bild: Wikimedia Commons

Das Mausoleum

Die Grablege stand einst im Zentrum eines vollständig von Portiken umgebenen Innenhofes. 

  • Grab des Romulus - Maxentiusvilla

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Grab des Romulus - Maxentiusvilla

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Grab des Romulus - Maxentiusvilla

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Grab des Romulus - Maxentiusvilla

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Grab des Romulus - Maxentiusvilla

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Grab des Romulus - Maxentiusvilla

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button

Das Mausoleum hatte einen kreisförmigen Grundriss und war ursprünglich als zweistöckige Struktur geplant. Die untere, vertiefte Ebene diente als Gruft, während die obere Ebene vermutlich als kleiner Tempel gestaltet werden sollte, jedoch nie vollendet wurde. Der Zugang erfolgte über einen Pronaos im Südwesten, der zu einem monumentalen Eingangsbereich führte, von dem heute keine Spuren mehr erhalten sind. Der Kern des Bauwerks bestand aus Beton mit Mörtel und Bruchsteinen und war einst mit Marmorblöcken verkleidet, die im Laufe der Zeit verloren gingen. Im 18. Jahrhundert wurde das ehemalige Vestibül in ein Bauernhaus umgewandelt, das später zur „Palazzina Torlonia“ umgestaltet wurde und bis heute erhalten ist.

  • Mausoleum in der Maxentiusvilla

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Mausoleum in der Maxentiusvilla

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button

Die Krypta weist eine Reihe von Nischen zur Aufnahme von Sarkophagen entlang der Wand des Ringkorridors sowie um die zentrale achteckige Säule mit einem Durchmesser von über neun Metern auf. Das Tonnengewölbe ist mit einfachem, nicht verziertem Putz versehen. Vom Ringkorridor aus gelangt man in ein großes rechteckiges Vestibül, von dem aus in der Antike über zwei wendelartige Treppen – die heute nicht mehr erhalten sind – das obere Stockwerk erreichbar war. In den letzten Jahrzehnten haben Wissenschaftler das Bauwerk als dynastische Grabstätte Maxentius' identifiziert, in der fast sicher sein früh verstorbener Sohn Romulus († 309 n. Chr.) bestattet wurde. Man geht davon aus, dass das Mausoleum den ideellen und symbolischen Mittelpunkt des gesamten Komplexes darstellte.

  • Mausoleum in der Maxentiusvilla

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Mausoleum in der Maxentiusvilla

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Mausoleum in der Maxentiusvilla

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Mausoleum in der Maxentiusvilla

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Mausoleum in der Maxentiusvilla

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Mausoleum in der Maxentiusvilla

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button


BILDNACHWEIS:

Suchbegriff bei Google Maps:
Villa di Massenzio


Das Forum Romanum

Geschichte des Forums Romanum

Die Wiederentdeckung des Forums Romanum

Kaiserforen in Rom

BUCHEMPFEHLUNGEN

 

  • Jürgen J. Rasch u.a.: Das Maxentius-Mausoleum an der Via Appia in Rom (Spätantike Zentralbauten in Rom und Latium) vonZabern (1984)
  • Hartmut Leppin u. Hauke Ziemssen: Maxentius: Der letzte Kaiser in Rom. Philipp von Zabern in Herder (2007)
  • John Curran: Pagan City And Christian Capital: Rome in the Fourth Century. Oxford University Press ( 2002)
  • Ginny Wheeler: The Versatile Architectural Vocabulary of Maxentius’ Appian Villa. LAP LAMBERT Academic Publishing (2016)
  • Klaus Stefan Freyberger: Das Forum Romanum: Spiegel der Stadtgeschichte des antiken Rom. Philipp von Zabern in Herder (2012)
  • Laura Aitken-Burt u.a.: Das alte Rom: Die visuelle Geschichte. ‎ Dorling Kindersley (2023)
  • James Packer u. Gilbert J. Gorski: Das Forum Romanum. Philipp von Zabern in Herder ( 2022)
  • Theodor Kissel: Das Forum Romanum: Leben im Herzen Roms. Cornelsen (2004)
  • Museumslandschaft Hessen Kassel (Hrsg.): Forum Romanum: Zeitreise durch 3 000 Jahre Geschichte. Michael Imhof (2014)
  • Jessica Maier u. a.: Rom - Zentrum der Welt: Die Geschichte der Stadt in Karten, Plänen und Veduten. ‎ Theiss in Herder (2022)
  • Christoph Höcker: Reclams Städteführer Rom. Architektur und Kunst. Reclam (2020)
  • Christoff Neumeister: Das antike Rom: Ein literarischer Stadtführer. Beck (2010)
  • Henner von Hesberg: Römische Baukunst. Beck (2005)
  • Jonathan Boardman: Rome: A Cultural History.  Interlink Books (2007)
  • Jon Coulston & Hazel Dodge: Ancient Rome: The Archaeology of the Eternal City. Oxford University School of Archaeology (2000)
  • Marco Bussagli: Rome: Art and Architecture. Konemann (2010)
  • Filippo Coarelli: Rom: Der archäologische Führer. WBG (2019)
  • Ingemar König: Caput Mundi: Rom - Weltstadt der Antike. WBG (2009)
  • Anton Henze: Kunstführer Rom. Reclam (1994)
  • Heinz-Joachim Fischer: Rom. Zweieinhalb Jahrtausende Geschichte, Kunst und Kultur der Ewigen Stadt. DuMont (2001)
  • Karl-Joachim Hölkeskamp und Elke Stein-Hölkeskamp (Hrsg.): Erinnerungsorte der Antike. Die römische Welt. Beck (2006)
Share by: