Ab 170 v. Chr. standen die keltischen Noriker, die sich bereits im 3. Jh. v. Chr. im Gebiet des heutigen Kärnten niedergelassen hatten, durch ein „hospitium publicum“ (eine „staatliche Gastfreundschaft“) zu den Römern in einem freundschaftlichem Verhältnis. Für die Römer spielten dabei die reichen und qualitativ hochwertigen Eisenvorkommen („norisches Eisen“) in dieser Gegend eine nicht unbedeutende Rolle. In der Folge entwickelte sich dann ein lebhafter Handel mit dem gesamten Mittelmeerraum. Wohl um die Mitte des 1. Jhs. v. Chr. ließen sich schließlich römische Händler auf dem Magdalensberg nieder und gründeten eine Siedlung, über die man allerdings sehr wenig weiß. Wahrscheinlich befanden sich dort lediglich Schmelzplätze für das norische Eisen umgeben von einfachen Unterkünften. Dennoch scheint dieser Ort für die Römer schon damals nicht gerade unbedeutend gewesen zu sein, schließlich lässt sich die Weihung des „Jünglings vom Magdalensberg“ in diese Zeit datieren.
Die erste archäologisch einigermaßen gut erfasste Siedlungsphase kann erst mit der Eroberung des keltischen Königreiches Noricum in den Jahren 16/15 v. Chr. in Verbindung gebracht werden. Die höchstwahrscheinlich friedlich verlaufene Eingliederung Noricums in das römische Reich war für die Stadt am Magdalensberg dann auch mit einer eindeutigen Aufwertung verbunden, was zu umfangreichen Baumaßnahmen führte. Innerhalb weniger Jahre verwandelte sich die einfache Niederlassung zu einer großzügig geplanten Händlersiedlung (emporium), sogar zum politischen Mittelpunkt des römischen Ostalpengebietes.
Nach einem Erdbeben im Jahr 9 n. Chr. wurde der schwer beschädigte Handelsplatz wieder neu aufgebaut und erlebte einen neuerlichen Aufschwung. In hochaugusteischer und frühtiberischer Zeit wurden in der Stadt, in der bis zu 3000 Einwohner lebten, auch römische Verwaltungsinstanzen untergebracht. Doch nach nur rund 35 Jahren wurde die Stadt am Magdalensberg wieder aufgegeben. In claudischer Zeit erfolgte nämlich die Gründung der neuen Provinzhauptstadt auf dem Zollfeld (Municipium Claudium Virunum) am Fuß des Magdalensberges. Es wird wohl nicht lange gedauert haben, bis auch der letzte Einwohner von „Alt-Virunum“ in die neue Stadt gezogen war und der Verfall der einst stolzen Siedlung auf dem Magdalensberg einsetzte.
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Das 1502 gefundene Original wurde über Salzburg, wo ein Abguss angefertigt wurde, mit hoher Wahrscheinlichkeit nach Spanien gebracht, wo es dann in den Wirren der napoleonischen Kriege verloren ging. Der Abguss gelangte in die Sammlungen der Wiener Hofburg, wo er lange Zeit für das antike Original gehalten wurde. Der exzellente Renaissance-Abguss befindet sich nun in der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien. Eine Kopie ist im Archäologischen Park Magdalensberg zu sehen, eine weitere auf dem Stauderplatz in Klagenfurt.
An die Stelle von Häusern in Fachwerk- und Blockbautechnik traten schon in republikanischer Zeit verstärkt Gebäude, die in der opus incertum-Bauweise, einem Gussmauerwerk mit einer aus unregelmäßig geformten und verteilten Bruchsteinen gebildeten Schale, errichtet wurden. Dafür wurden die Außenschalen aus Bruchsteinen (fast ausschließlich vor Ort verfügbare Vulkanite) mit einem inneren Kern aus einem mit Steinen und Holzkohlenresten versetzten Beton verbunden.
Das Forum:
Das Zentrum der am Südhang des Magdalensberges gelegenen römischen Siedlung konnte erst durch das hangseitige Abtragen von Fels und Erde und durch südseitige Aufschüttung errichtet werden. Bei der Gesamtanlage des 110 × 42 m großen Forums können zwei Bauphasen unterschieden werden, von denen die erste der republikanischen und die zweite der Kaiserzeit zuzurechnen ist. Das Forum der ersten Bauphase verfügte über eine Händlerbasilika, die sich an der Ostseite befand. Die übrigen Seiten wurden von Händler-Tabernen, die anfangs aus Holz errichtet waren, eingenommen. Nach der römischen Okkupation wurde die Händlerbasilika abgetragen. An deren Stelle kam ein neu erbautes Prätorium samt Tribunal und ein Repräsentationshaus. An der Nordseite wurde an Stelle der dort befindlichen Tabernen der Tempel errichtet.
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Der Tempelbezirk: Östlich an das Prätorium angrenzend befand sich an der Nordseite des Forums ein Tempelbezirk, in dessen Mitte der eigentliche Tempelbau platziert war. Der ca. 30 x 18 m große Podiumstempel, der – wie an der Südmauer des Tempelbezirkes gefundene Altarfundamente vermuten lassen – dem Kaiserkult und somit dem Divus Augustus und der Dea Roma vorbehalten war, verfügte über eine von elf Säulen an der Längsseite und sechs Säulen an der Schmalseite umgebenen Cella. Erhalten geblieben ist nur der Unterbau mit zwei Kellerräumen. Bevor der Bau des Tempels vollendet werden konnte, wurde die Stadt verlegt. Das erklärt, warum der Aufgang vom Forum her fehlt. Auch fehlen die Marmorverkleidungen, die sicherlich in Virunum Verwendung fanden.
Das Händlerviertel:
Die Stadt auf dem Magdalensberg war ein wichtiger Handelsplatz. Von hier aus wurden Produkte aus norischem Eisen (Eisenbarren, Äxte, Klammern, Nägel, Meißel, Hämmer usw.) hergestellt bzw. weiterverarbeitet und im Großhandelsmaßstab in das römische Reich exportiert. Die Anwesenheit oberitalischer Handelshäuser ist durch zahlreiche Ritzinschriften, Geldbeuteletiketten und Rechenmarken belegt.
Wie Schmelzversuche in rekonstruierten Öfen und die Untersuchung von Eisenwerkzeugen belegen, handelte es sich dabei um hochwertigen Stahl. Wie wir aus zahlreichen Quellen wissen, wurden Schwerter, Küchenmesser und Skalpellklingen aus norischem Eisen im gesamten römischen Reich besonders geschätzt.
Äxte (secures) aus der Stadt auf dem Magdalensberg waren sowohl für den norischen Gebrauch bestimmt, gingen aber auch in den Handel mit Italien. ©
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Wandmalereimuseum: In der Stadt am Magdalensberg wurden auch einige Wandmalereien gefunden, die dem sog. zweiten pompejanischen Stil (Periode zw. ca. 100 und 15 v. Chr.) zuzuordnen sind. Für die oberste Verputzschicht verwendeten die italischen Meister, die diese Kunstwerke in rote, seitlich von Halbsäulen gerahmte Felder gemalt hatten, Marmormehl. Die Farben wurden auf den noch feuchten Verputz aufgetragen.
Der Backofen wurde mit einem Holzfeuer erhitzt. Anschließend wurde die Asche ausgeräumt und die Brotfladen in dem heißen Ofen gebacken.
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Das
Wohn- und Werkstättenviertel lag östlich des Händlerforums. Hier befanden sich die Werkstätten zur Verarbeitung von Blei, Bronze und Eisen. Die schmalen Gebäude wurden im vorderen Bereich als Werkstätten genutzt. Im hinteren Bereich befanden sich die Wohnräume. In den Häusern dieses Stadtviertels, die sogar über ein Brunnen- und Kanalsystem verfügten, trennten verputzte Rutenwände den Wohnbereich vom Werkstättenbereich.
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Bei dem in tiberischer Zeit an der Straße nach Osten errichteten
Doppeltor
handelt es sich wohl nicht um ein Stadttor, sondern eher um einen Repräsentativbau.
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Prätorium mit Tribunal:
An der Nordseite des Forums befand sich der Verwaltungssitz (Prätorium), der ebenfalls in zwei Bauphasen errichtet wurde. In der letzten Ausbaustufe hatte er die Form eines basilikaartigen Hallenbaus. Über eine Stiege gelangte man zu einem Beratungszimmer und dem Podium. Von diesem Podium (Tribunal), das damals mit Marmorplatten verkleidet war, sprach ein hoher Offizier, der mit den Befugnissen eines praefectus civitatium versehen war, Recht, verkündete Erlässe und leitete Abstimmungen. Dahinter lag das mit Wandbemalungen aus tiberischer Zeit ausgestaltete Beratungszimmer.
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Repräsentationshaus mit Museum: Die Verwendung des an der Westseite des Forums gelegenen Gebäudekomplexes, der heute als Repräsentationshaus bezeichnet wird, wechselte mit der Zeit. In der ersten Bauphase stand an der Stelle eine etwa 12 Meter lange, einschiffige Basilika, die u.a. als Amtslokal der Marktverwalter diente. In der zweiten Bauphase (etwa um 15 v. Chr.) wurde das Gebäude wahrscheinlich als öffentliches Bad genutzt, zumindest lassen die Hypokaustenheizung, der Mosaikboden sowie ein Heizraum (praefurnium) dies vermuten. In der dritten Bauphase (um 15 n. Chr.) diente dann der Bau, dessen äußere Form beibehalten wurde, als Versammlungsort. Heute wird dieser Komplex als Museum genutzt. Hier kann man auch die Kopie des berühmten „Jünglings vom Magdalensberg“ bewundern.
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Unterhalb der Straße, die das Grabungsgelände durchschneidet und auf den Gipfel des Magdalensberg führt, befinden sich die Überreste eines großen Gebäudes, in dem eine große Küche, ein großzügig angelegter Badebereich und auch eine Großbäckerei untergebracht waren. Nach Osten schließen sich weitere Bauten an. Da in diesem Areal kleine Schmelzöfen und Gussformen für Goldbarren gefunden wurden, geht man davon aus, dass sich hier einst eine Goldbarrengießerei befunden hat.