Auf dem Gebiet des heute in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur gelegenen Arles gab es schon im 7. Jh. v. Chr. ein keltisches Oppidum, das von den Salluviern zerstört und wieder aufgebaut wurde. Nach der Übernahme durch die Römer, welche Gallien nach und nach eroberten, erfuhr die Siedlung an der Rhône im ersten vorchristlichen Jahrhundert einen ersten Aufschwung, nachdem sie mit dem Hafenort Fossae Marinae verbunden worden war.
Im Jahre 49 v. Chr. schlug sich Arelate auf die Seite Julius Cäsars, der Massalia belagerte, das seinen Gegner Pompeius unterstützte. Als Cäsar siegreich aus der Schlacht hervorging, wurde die Stadt zum Dank für die geleistete Hilfe zur Colonia erhoben, in der sich Veteranen der 6. Legion ansiedelten. Seine Blütezeit erlebte Arelate dann unter Kaiser Konstantin, der die Stadt erweiterte, weitere Prachtbauten errichten ließ und die Münzstätte von Ostia hierher verlegte. Um die Einheit der christlichen Kirche zu sichern, berief der Kaiser hier im Jahr 314 auch ein Konzil ein, das für die weitere Entwicklung der christlichen Kirche wichtig werden sollte. Ihre größte Bedeutung erlangte die Stadt im 4. und 5. Jahrhundert, als römische Kaiser sie häufig als Hauptquartier auf ihren Feldzügen nutzten. Um das Jahr 407 wurde sogar der Sitz des gallischen Prätorianerpräfekten von Augusta Treverorum (Trier) hierher verlegt. Um diese Zeit wurde auch die Verwaltung Südgalliens und der Provinz Viennensis nach Arelate verlegt. Nach der Eroberung durch die Westgoten unter König Eurich im Jahre 476 verlor die Stadt zunehmend an Bedeutung und konnte sich erst im Hochmittelalter wieder zu einem wichtigen lokalen Zentrum entwickeln.
Das antike Arles, das damals deutlich näher am Meer lag als heute und als wichtiger Hafen diente, war eine Stadt von erheblicher Bedeutung in der Provinz Gallia Narbonensis. In der Blütezeit lebten hier schätzungsweise 75.000 – 100.000 Menschen. Das ummauerte Stadtgebiet, in dem sich das Forum, das Theater und das Amphitheater befanden, war relativ klein. Etwa 300 Meter südlich der Stadtmauer entstand im 2. Jahrhundert ein großer Circus. Auf der rechten Seite der
Rhône
befand sich ein größeres Wohngebiet, in dem es nur wenige öffentliche Gebäude gab. Modell von Arles im 4. Jh. im Musée départemental Arles antique.
Das Amphitheater
Das Bauwerk, welches ursprünglich aus drei Geschossen mit je 60 Arkaden bestand, wurde in der Zeit zwischen 90 und Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. errichtet. Das Bauwerk, das sich in seiner Gestaltung erkennbar am Kolosseum in Rom orientierte, das nur wenig früher errichtet worden war, verfügte über eine Kapazität von rund 21.000 Zuschauerplätzen. Mit einer Länge von 136 Metern und einer Breite von 107 Metern war es etwa halb so groß wie das Vorbild in Rom, jedoch etwas größer als das Amphitheater im nahegelegenen Nîmes, das ebenfalls in dieser Zeit erbaut wurde.
Bis in das Frühmittelalter blieb das Amphitheater intakt und in Funktion. In den Quellen wird berichtet, dass noch im Jahr 549 dort Spiele stattfanden. Gegen Ende des 6. Jahrhunderts wurde die Anlage jedoch entkernt und in das Innere des Bauwerks baute man mehr als 200 kleine Häuser, die als Wohnort für arme Menschen dienten.
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Das Amphitheater im 18. Jh.: Alte Stiche aus dem archäologischen Museum in Arles
Im 19. Jahrhundert wurden mit Ausnahme der mittelalterlichen Wehrtürme sämtliche An- und Zubauten am antiken Bauwerk beseitigt. Nachdem auch die Häuser im Inneren abgerissen waren, konnten wieder erste Veranstaltungen in der Arena abgehalten werden. Seit 1840 ist das Bauwerk offiziell als „Monument Historique“ ausgewiesen, seit 1981 auch als UNESCO-Welterbe. Heute werden in der „Arènes d'Arles“, die auch als Motiv bei Vincent van Gogh und Picasso eine gewisse Berühmtheit erlangte, neben Theater- und musikalischen Aufführungen auch unblutige Stierkämpfe veranstaltet.
Außenarkaden mit einem im 6. Jh. hinzugefügten Turm
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Die Arena mit den modernen Sitzreihen für die Besucher
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Rekonstruierte Gänge und Fassaden
Das römische Theater
In unmittelbarer Nähe zum Amphitheater befinden sich die Reste des nach dem Vorbild des Marcellustheaters in Rom im Jahr 12 v. Chr. fertiggestellten Theaters. Dementsprechend bestand das ursprüngliche Gebäude aus drei Teilen, der halbkreisförmigen Cavea (Zuschauerraum) mit einem Durchmesser von 102 Metern, die auf 33 ansteigenden Sitzreihen Platz für rund 10.000 Zuschauer bot, der 50 Meter langen und 6 Meter breiten Bühne und dem Bühnenhaus (scaena), das auf drei Ebenen mit rund 100 korinthischen Säulen geschmückt war und in deren Nischen Statuen standen.
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Modell des römischen Theaters im archäologischen Museum in Arles
Vom ehemaligen Theater haben sich lediglich zwei korinthische Säulen, die Orchestra und die untersten Sitzreihen erhalten.
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Auf der dem Eingang gegenüberliegenden Seite steht ein Turm, der allerdings nicht aus römischer Zeit stammt. Es handelt sich dabei um den sog. Tour de Roland (Rolandsturm), der im Frühmittelalter die ehemaligen Theatermauern verstärkte und in die mittelalterliche Stadtmauer integriert worden war. An der Höhe dieses Turms lässt sich zumindest die Höhe des originalen Bauwerks erahnen.
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Im Rahmen der ersten archäologischen Untersuchungen, die bereits im 17. Jahrhundert in diesem Bereich durchgeführt wurden, konnten die Überreste eines Altars des Apollon freigelegt werden, der auf einer steinernen Schranke platziert war, welche die Trennung zwischen Orchester und Bühne markierte. Zudem wurden zahlreiche Skulpturen entdeckt, darunter die berühmte „Venus von Arles“, die heute im Louvre in Paris ausgestellt wird.
Die Kryptoportiken unterhalb des Forums
Im Jahr 46 v. Chr. wurde an dem Schnittpunkt von Cardo und Decumanus ein Forum errichtet, dessen Konstruktion durch das nach Norden hin abfallende Gelände erschwert wurde. Da eine ebene Oberfläche des 3.400 m² großen gepflasterten Forums jedoch unabdingbar war, wurde der Entschluss gefasst, auf drei Seiten unter die das Forum umgebenden Portiken unterirdische Gewölbegänge (Kryptoportiken) zu errichten, deren Bau zum Teil eine Vertiefung in die Felsen erforderte. Hierbei handelt es sich um drei großflächige Hallen, die durch Arkadenbögen strukturiert sind. Die Nord- und Südflügel der Konstruktion weisen jeweils eine Länge von 90 Metern, der verbindende Westflügel eine Länge von 60 Metern auf. Aufgrund der Nutzung der Räume als Keller im Mittelalter sind sie in einem sehr guten Zustand erhalten. Seit 1966 können die Kryptoportiken, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen, besichtigt werden.
Die Thermen des Konstantin
Modell der Konstantinsthermen im archäologischen Museum in Arles
Die Badeanlage, die als “Thermae of Constantine“ bezeichnet wird, wurde zu Beginn des 4 Jhs. gebaut. Da Kaiser Konstantin zu der Zeit in Arelate residierte, ist es gut möglich, dass dieser den Auftrag für den Bau dieser beeindruckenden Anlage gab. Von dem Gebäude, dessen genaue Ausmaße noch nicht erforscht sind, sind heute noch der halbrunde Abschluss des Caldariums mit einem Schwimmbecken, Teile des eigentlichen Caldariums mit Hypokausenheizung und weitere Schwimmbecken zu sehen. Südlich der Therme stand eine große Halle, deren Mauern teilweise erhalten sind. Bei dem 21 x 57 Meter großen Gebäude könnte es sich um Teile eines Palastes oder um die Residenz des gallischen Prätorianerpräfekten handeln.
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Der Obelisk auf dem Place de la République
Der im 14. Jh. entdeckte Obelisk, der einst die Spina des Circus schmückte, steht heute auf dem Place de la République. Das heutige Erscheinungsbild mit Springbrunnen und Masken des Herkules, entstand im 19. Jh.
Die Mühlen von Barbegal
Im archäologischen Museum (Museum Arles Antique) ist ein Modell von einer der ersten Industrieanlagen in der europäischen Geschichte ausgestellt. Dabei handelt es sich um einen im 2. Jh. n. Chr. errichteten Komplex aus 16 Mahlwerken, in dem bis zum frühen 3. Jh. Getreide in großem Maßstab vermahlen wurde. Schätzungen zufolge konnten so täglich bis zu 25 Tonnen Mehl erzeugt werden.
Die Mühlenanlage von Barbegal. Modell im archäologischen Museum in Arles
Die Anlage befand sich in Barbegal, etwa 10 km vom Stadtzentrum von Arles entfernt. Das Wasser für die Mühlen wurde über ein Aquädukt zugeleitet, welches auch Arelate mit Wasser versorgte. Der teilweise noch als Ruine erhaltene Aquaeductus Meunerie de Barbegal teilte sich dort in zwei Stränge. Ein Leitungsstrang floss weiter in die Stadt. Das Wasser des anderen Strangs hingegen bog ab und floss einen steilen Hang hinab, wo es nacheinander die Wasserräder der hintereinander geschalteten Mahlwerke antrieb. Nachdem das Wasser alle Mühlen durchlaufen hatte, floss es in einen nahegelegenen Sumpf.
Der Aquaeduct Meunerie de Barbegal: Die Verzweigung, Blick „bergauf“: rechts der Strang zu den Mühlen, links der Kanal nach Arles. Bild: ©
Wikimedia Commons