Rund um den markanten, die angrenzende Ebene etwa 60 m überragenden Kalksteinhügel im Herzen von Athen entwickelte sich schon im
4. Jahrtausend v. Chr.
eine Siedlung, die in
mykenischer Zeit
eine erste Blüte erleben sollte.
Ab dem 14. Jh. v. Chr.
dürfte es den Bewohnern dieses Dorfes sogar gelungen sein, größere Teile der Halbinsel Attika unter seine Kontrolle zu bringen. An der Spitze der Gemeinschaft stand ein „König“ (Anax bzw. wa-na-ka), der zugleich politische und religiöse Macht ausübte. Im 13. Jh. v. Chr. ging man dann daran, das ebene Plateau mit Hilfe einer so gewaltigen Mauer zu befestigen, dass die Menschen späterer Zeiten sie als „
Kyklopenmauern“ bezeichneten. Die bis zu 6 m starke Wehrmauer schützte auch den Nordabgang zu einer Quelle, die in einer tiefen Spalte des Felsens entsprang. In Gefahrensituationen konnten hier die Bewohner der umliegenden Siedlung auch für längere Zeit Zuflucht finden.
So oder so ähnlich könnte der Palast des mykenischen Herrschers ausgesehen haben. © Bild: Dimitrios Tsalkanis:
ancientathens3d.com
Man geht davon aus, dass sich in dem Bereich, wo man später das Erechtheion errichten sollte, der Palast der mykenischen Herrscher befand. Von diesem Palast, der wahrscheinlich im
10. Jh. v. Chr. durch eine Feuersbrunst oder ein Erdbeben zerstört wurde, sind allerdings nur wenige Spuren erhalten geblieben. Die „Kyklopenmauer“ blieb mit geringfügigen Reparaturen und Änderungen bis zum Ende der archaischen Zeit bestehen.
Die Festung hatte drei Eingänge. Der Haupteingang befand sich auf der Westseite, dort, wo sich heute die Propyläen befinden. Dieser wurde durch eine zusätzliche Mauer (pelasgische Mauer) mit neun Toren (den sog. „neun Pylonen“) geschützt, die dort so lange ihren Zweck erfüllen konnte, bis die Perser
480 v. Chr.
die Akropolis plünderten und in Schutt und Asche legten. Nach dem Zusammenbruch der mykenischen Zivilisation (spätestens nach 1100 v. Chr.) verfiel Athen. Über die darauffolgenden „dunklen Zeiten“ ist wenig bekannt.
Südöstlich der Propyläen sind noch Teile der mykenischen Mauern sichtbar. © Bild:
Wikimedia Commons
In der
Geometrischen Zeit (900 – 700 v. Chr.)
konnte sich die Stadt wieder stabilisieren und die zentrale Position, die sie einst innehatte, erneut festigen. Dabei spielten die uneinnehmbare Festung auf dem Felshügel und der nahegelegene Zugang zum Meer eine nicht unerhebliche Rolle. Der Einfluss des Erbkönigtums ließ immer mehr nach. Der letzte König soll der sagenhafte Kodros gewesen sein.
Bis zum Ende des 8. Jhs. v. Chr. war die politische und religiöse Macht auf eine kleine aristokratische Schicht übergegangen, aus deren Reihen die Archonten (führende Amtsträger) und die Mitglieder des Ältestenrates gewählt wurden. Die neuen Führer verlegten die Verwaltung von der Akropolis in die Unterstadt, was dazu führte, dass sich ehemalige Festungsanlage zu einem zentralen Heiligtum der Stadt entwickelte. An der Stelle, wo sich in mykenischer Zeit der Herrscherpalast befunden hatte, errichtete man einen
kleinen Tempel aus Lehmziegeln, der der Schutzgöttin der Stadt Athena Polias und dem mythischen König Erechtheus geweiht war. Von diesem Tempel, der auch bei Homer Erwähnung findet, sind nur die Steinbasen zweier Holzsäulen übrig geblieben.
Um 570 – 550 v. Chr. errichteten die Athener an der Stelle, wo heute der Parthenon steht, einen Tempel, der aufgrund seiner Länge (100 Fuß) als „Hekatompedon“ bekannt wurde. Die Existenz des aus Kalkstein erbauten und der Göttin Athena Parthenos (altgr.: Athena die Jungfrau) geweihten Tempels ist durch historische Dokumente belegt. Die Fundamente kann man nicht mehr eruieren, aber einige skulpturale und architektonische Elemente können diesem ersten großen, monumentalen Tempel auf der Akropolis zugeordnet werden.
Die Giebel des manchmal auch als „archaischer Parthenon“ bezeichneten
Hekatompedons waren mit Skulpturen geschmückt, die typisch sind für die früharchaische Zeit. Dargestellt wurden neben tierischen auch menschliche und halbmenschliche Körper. Auffallend dabei ist das „archaische Lächeln“ der dargestellten Menschen. Der dreileibige Dämon des Westgiebels ist im Akropolismuseum zu sehen. © Bild:
Wikimedia Commons
Einige Jahrzehnte später (um 520 v. Chr.), also während des Übergangs von der Tyrannis zur Demokratie, entstand nördlich des Hekatompedons ein zweiter großer Tempel, der den kleinen dort befindlichen Lehmziegeltempel ersetzte. Die Griechen nannten diesen Tempel, der wieder der Athena Polias (Beschützerin der Stadt) gewidmet war,
Archaios Neos (alter Tempel der Athena Polias). In dem aus Kalkstein errichteten peripteralen Tempel wurde die Holzstatue (Xoanon) der Göttin aufbewahrt. Hier war das Ziel der Panathenäenprozession, bei der auch der heilige Peplos, das reichgestickte Obergewand der Athene, das für jede Feier von den attischen Frauen neu gewebt wurde, mitgeführt wurde. Auf dem Altar der Athena, der sich vor dem Tempel befand, wurden im Rahmen des Panathenäenfestes dutzende Tiere geopfert.
Der
alte Tempel der Athena
war 21 x 43 m groß und besaß eine Ringhalle von 6 x 12 Säulen. Im östlichen Bereich der Cella war das der Legende nach vom Himmel gefallene Kultbild der Göttin aus Olivenholz untergebracht. Der westliche Bereich war verschiedenen anderen Gottheiten gewidmet. Die Giebel enthielten Marmorstatuen, die in lebhaften Farben bemalt waren. Neben dem Athena-Tempel befanden sich kleinere, anderen Göttern und Heroen geweihte Tempelchen. © Bild:
Dimitrios Tsalkanis & Chrysanthos Kanellopoulos: ancientathens3d.com
Nach der
Schlacht von Marathon im Jahr 490 v. Chr. rissen die Athener aus unbekannten Gründen den „Hekatompedon“-Tempel ab und begannen mit dem Bau eines großen neuen Tempels („Vor-Parthenon“) aus pentelischem Marmor. Zur gleichen Zeit wurden auch
die ersten Propyläen , sowie
der erste Tempel der Athena Nike errichtet. Auch an der mykenischen Mauern fanden Ausbesserungsarbeiten statt.
Die Akropolis
um 480 v. Chr., kurz vor der persischen Invasion. Zu sehen ist der in Bau befindliche „Vor-Parthenon“ und der
alte Tempel der Athena.
480 v. Chr.
plünderten und brandschatzten die nach Griechenland zurückgekehrten Perser die auf der Akropolis befindlichen Bauten. Die beiden Tempelanlagen wurden zur Gänze zerstört. Ob eine vorläufige Wiederherstellung zumindest von Teilen der Anlagen erfolgte, ist umstritten.
Die Akropolis des klassischen Athen
Wahrscheinlich
um 460 v. Chr. begann Phidias, einer der bedeutendsten Bildhauer der Antike, mit der Anfertigung einer
kolossalen Bronzestatue der Athena Promachos. Die Athener widmeten die ca. 9 m hohe Statue der Göttin Athena Promachos (die „in vorderster Linie Kämpfende“) um ihren Beitrag für den Sieg gegen die Perser auszudrücken. Finanziert wurde die Arbeit aus der Beute, die man bei der Schlacht von Marathon und der am Eurymedon (465 v. Chr.), der letzten bedeutenden kriegerischen Auseinandersetzung zwischen dem Seebund und den Persern, machen konnte. Die 5 x 5 m große Basis für die Statue ist noch heute zwischen den Propyläen und dem Erechtheion zu erkennen.
Um 450 v. Chr., also noch bevor mit dem Bau der anderen Monumente auf der Akropolis begonnen worden war, stand dort diese riesige Statue, von der man allerdings nicht genau weiß, wie sie aussah. Angeblich soll der Kamm ihres Helms und die Spitze des Speeres, den sie in der Hand hielt, von See aus schon bei Kap Sounion zu sehen gewesen sein.
Mit dem Bau des gänzlich aus pentelischem Marmor bestehenden
Parthenon-Tempels
(„Jungfrauengemach“) wurde
448/447 v. Chr.
begonnen. Als Bauplatz wurde die Stelle gewählt, wo einst der „Hekatompedon“ und später der unvollendet gebliebene „Vor-Parthenon“ stand. Der Entwurf zum Bau des Tempels stammt von den Architekten Iktinos und Kallikrates. Durch den Einsatz einer bis dahin noch nie dagewesenen Zahl an Handwerkern, Künstlern und Helfern gelang es, das gigantische Werk in nur neun Jahren zu vollenden. Phidias, ein Freund des Perikles, der das glanzvolle Bauprogramm auf der Akropolis initiierte, hatte die Oberaufsicht und koordinierte die Arbeiten. Offiziell wurde der Tempel während der Feiern der großen Panathenäen im Jahr 438 v. Chr. eröffnet. Für die Fertigstellung des Skulpturenschmucks bedurfte es allerdings weiterer sechs Jahre.
437 v. Chr.
wurde der Bau einer monumentalen und repräsentativen
Toranlage (Propyläen) zum heiligen Bezirk der Akropolis in Angriff genommen. Zwar wurde der ursprüngliche Plan des Architekten Mnesikles nie im Ganzen vollendet, da die Arbeiten an den noch unfertigen Propyläen mit Beginn des Peloponnesischen Krieges
431 v. Chr. eingestellt wurden. Der in architektonischer und künstlerischer Hinsicht einzigartige Bau sollte aber später dennoch Vorbild für zahlreiche Nachbauten vor allem in der Zeit des Klassizismus werden. Es handelt sich dabei um ein komplexes Eingangsgebäude mit einem Mittelbau und zwei Flügeln. Im Mittelbau – dem eigentlichen Torbau – befanden sich fünf verschließbare Tore. Das mittlere Tor war breiter. Schließlich musste der Durchzug des Panathenäen-Festzuges samt mitgeführter Opfertiere gewährleistet werden. Im Nordflügel, der „Pinakothek“, wurden Gemälde ausgestellt. Der südliche, etwas kleinere Flügel war als offene Galerie konzipiert und diente als Durchgang zum dahinter befindlichen
Athena Nike-Tempel.
Das
Brauroneion bestand aus einer Umfassungsmauer, die eine etwa 38 Meter lange und 6,80 Meter tiefe Stoa und eventuell einen kleinen Tempel einschloss. © Bild:
Dimitrios Tsalkanis: ancientathens3d.com
Die Gründung des
Heiligtums der Artemis Brauronia
auf der Akropolis wird dem Tyrannen Peisistratos (um 600 – 528/527 v. Chr.) zugeschrieben, der aus der Gegend von Brauron stammte, wo sich das Hauptheiligtum der Schutzgöttin der Schwangeren und Gebärenden befand.
Um 430 v. Chr., vermutlich im Zusammenhang mit dem Bau der Propyläen, ging man daran, den anfänglich sehr bescheidenen Bezirk auszubauen. In seiner endgültigen Form bestand das Brauroneion aus einer Stoa mit zwei geschlossenen Risaliten an den Seiten. Umgeben war das Heiligtum von einer trapezförmigen Umfassungsmauer. Es könnte sich dort auch ein Tempel befunden haben. In einem der Flügel wurde das hölzerne Kultbild der Göttin aufbewahrt. Die wichtigsten Feiern zu Ehren der Göttin, die große Brauronia, fanden alle 5 Jahre statt. Dabei zog ein langer Prozessionszug von der Anlage auf der Akropolis zur Kultstätte der Artemis an der Ostküste Attikas.
Während des
Peloponnesischen Krieges (431 – 404 v. Chr.) entschloss man sich auf einem zu einer Bastion erweiterten Sporn des Akropolisfelsens neben den Propyläen einen kleinen
Marmortempel zu Ehren der Athena Nike zu errichten, der einen während der persischen Besatzung im Jahr 480 v. Chr. zerstörten Vorgängerbau ersetzen sollte. Man geht davon aus, dass man mit den Bauarbeiten um das Jahr
421 v. Chr.
begonnen hatte. Der nach den Plänen des Architekten Kallikrates errichtete Tempel, der der ionischen Ordnung folgt, beherbergte ein Kultbild der Göttin, von dem man nur sehr wenig weiß. Vor dem Eingang befand sich der Opferaltar. Im Jahr
410 v. Chr. baute man um den mittlerweile fertig gestellten Tempel eine Marmorbalustrade, die drei Seiten einfasste. Die Marmorbalustrade bestand aus Platten, deren Außenseiten mit Reliefs geschmückt waren, die zu den besten Vertretern des Kunstschaffens jener Zeit zählen.
Die heiligste Kultstätte des antiken Athen, das
Erechtheion, wurde während der Pausen des Peloponnesischen Krieges (421 – 412 und 409 – 406 v. Chr.) an der Stelle errichtet, wo noch Teile des alten Tempels der Athena Polias (Archaios Neos) standen, der 480 v. Chr. zerstört wurde. Das nach den Plänen des Mnesikles entworfene Projekt war das letzte der großen Monumente, die von Perikles konzipiert waren. Hier war weiterhin das Ziel der Panathenäen-Prozession und auf dem Altar vor dem Tempel wurden wie gehabt der Göttin Opfer dargebracht. Den Namen „Erechtheion“ erhielt die Anlage, die in einer komplexen architektonischen Gestalt mehrere uralte Kulte zusammenfasste, erst in späteren Jahren. Die Bezeichnung hängt mit dem mythischen König Erechtheus zusammen, der in Kulteinheit mit Poseidon, dem Gott des Meeres, hier verehrt wurde. Seine außergewöhnliche Form verdankt der Tempel eben der Notwendigkeit, dass unter einem Dach mehrere Kultstätten vereint waren. Grundsätzlich gliedert sich das Gebäude in zwei Komplexe. Der Ostteil war Athena Polias gewidmet und beherbergte das hölzerne, angeblich vom Himmel gefalle Kultbild der Stadtgöttin. Im drei Meter tiefer liegenden Westteil des Baukomplexes wurde Poseidon-Erechtheus verehrt. Angeblich soll hier auch die heilige Schlange Athenas gehaust haben. Das Erechtheion besaß zwei Vorhallen, von denen die Südhalle zweifellos der bekannteste Teil des Baus ist. Schließlich zählen die sechs überlebensgroßen Mädchenfiguren (korai), die anstelle von Säulen die Decke tragen, zu den begehrtesten Fotomotiven der Touristen. In der nördlichen Vorhalle, deren Dach von sechs ionischen Säulen getragen wird, soll sich das Mal des Dreizacks befinden, den Poseidon in den Felsen gestoßen hatte, um eine Salzwasserquelle entspringen zu lassen.
Nach der verlorenen Schlacht von Chaironeia
338 v. Chr. musste Athen seine Demokratie einschränken und eine makedonische Oberherrschaft erdulden. König Philipp II. von Makedonien und sein Sohn Alexander, der nach seinem Sieg am Granikos im Jahr
334 v. Chr. 300 persische Schilde nach Athen bringen und einige davon sogar am Gebälk des Parthenon anbringen ließ, achteten aber aus vielerlei Gründen die große Tradition des ruhmreichen Erbes. Zahlreiche Hegemonen der hellenistischen Königreiche folgten ihrem Beispiel und stifteten prächtige Gebäude in Athen und weihten zahlreiche Skulpturen auf der Akropolis. Zu den bedeutendsten Werken dieser Art gehört eine Reihe von Bronzestatuen, die einen Kampf zwischen Griechen und Galliern zeigt. Außerdem wurde 178 v. Chr. zu Ehren von Eumenes II. von Pergamon nach seinem Sieg bei den Panathenäen eine fast 9 m hohe
Basis für eine bronzene Quadriga in Lebensgröße errichtet.
In der augusteischen Zeit kam es wieder zu umfangreicheren Bauaktivitäten auf der Akropolis. Dabei konzentrierte man sich aber im Wesentlichen auf die Instandhaltung der klassischen Gebäude. So waren etwa Reparaturarbeiten am
Erechtheion notwendig geworden. Der Hauptgedanke dabei war, dass man das Erscheinungsbild der heiligen Stätten, die schon damals als Inkarnation der Idee des Klassischen galten, nicht verändern wollte. Die einzigen Ausnahmen waren eine
monumentale Treppe zu den Propyläen
und ein
kleiner Rundtempel, den die Athener der Göttin Roma und dem ersten Kaiser Octavian Augustus widmeten. Darüber hinaus wurden natürlich zahlreiche Weihegeschenke (Götterstatuen, Portraits von Kaisern, Philosophen, Rednern u.ä.) auf den immer spärlicher werdenden freien Flächen im heiligen Bezirk der Akropolis platziert.
Im
2. Jh. n. Chr.
glich die Akropolis einem großen Freilichtmuseum und war bereits Ziel für Reisen von Kunstliebhabern und Verehrern der athenischen Vergangenheit.
Als die Heruler, die im Jahr
267 n. Chr.
große Teile der Stadt zerstörten, blieben die Gebäude auf der Akropolis aber weitgehend intakt. Dennoch entschloss man sich am Fuß der großen, von den Römern errichteten Treppe, die zum Torbau führte, eine
Vormauer mit einem Tor
zu bauen. Dieses befestigte Tor wurde nach dem französischen Archäologen
Charles Ernest Beulé benannt, der es 1853 unter einer türkischen Bastion wiederentdeckte. Im Zuge der damit zusammenhängenden Veränderungen wurde
280 n. Chr. eine neue Stadtmauer (Postherulianische Stadtmauer) errichtet, die auch die Abhänge der Akropolis und einen kleinen Bereich nördlich des Felsens schützte.
Die byzantinische und osmanische Zeit
Gegen Ende des 5. Jhs. n. Chr. stellten die Tempel der alten Religion unter dem Druck der Christen ihren Betrieb ein. Bereits
465 n. Chr.
wurde das gewaltige
Standbild der Athena Promachos, das über neun Jahrhunderte lang auf der Akropolis stand, nach Konstantinopel geschafft, wo es dann 1203 von aufgebrachten Christen endgültig zerstört wurde. Unter Kaiser Justinian (um 482 – 565 n. Chr.) konnte das Christentum seinen endgültigen Triumph feiern. Die Akademie Platons wurde geschlossen, die Philosophen verließen die Stadt, die alten Tempel wurden in Kirchen umgewandelt und zahllose Skulpturen zerstört. Das einst so mächtige Athen verkam zu einem kleinen, unbedeutenden Städtchen im Byzantinischen Reich. Im
6. Jh. n. Chr.
widmete man den
Parthenon
zu einer christlichen Kirche um. Wahrscheinlich zerstörte man bereits damals die Mittelfiguren des Ostgiebels und schlug zahlreiche Metopen so weit ab, dass die Darstellungen heute nicht mehr erkennbar sind. Der
Südflügel der Propyläen
wurde ebenfalls in eine Kirche umgewandelt, im Nordflügel richtete man eine Residenz für den Bischof von Athen ein. Wenig später entstand auch
im Inneren des Erechtheions eine Kirche. Obwohl um die Jahrtausendwende eine Mauer um die Akropolis errichtet wurde, erlag die Stadt dennoch den ständigen Überfällen verschiedenster Angreifer, vor allem sarazenischer Piraten. Als fränkische Kreuzritter im Jahr
1204 nach Athen kamen, konnten sie daher die Stadt kampflos einnehmen.
Bis 1458, als die Akropolis von den Osmanen in Besitz genommen wurde, diente der Hügel – wie schon in mykenischer Zeit – als befestigte Zitadelle. Die Westseite wurde mit einer sehr starken Mauer, die Nordspitze des Felsens mit einem Turm (Belvedere-Turm) befestigt, in den Propyläen wurde der
Palast der Herzöge von Athen installiert und der Parthenon wurde in eine
katholische Marienkirche (Notre Dame) umgewandelt. Später fügte man noch gegenüber des Palastes einen hohen eckigen Turm (Fränkischer Turm) im Südteil der Propyläen hinzu.
Unter der
osmanischen Herrschaft (1458 – 1833) veränderte die Akropolis erneut ihr Aussehen. Die Süd- und Westseite des Felsens war von einer dicken Schuttschicht bedeckt. Auf dem Plateau entstand eine kleine Siedlung für die Familien der türkischen Soldaten. Der Kommandant residierte in den Propyläen, im Erechtheion war ein Harem untergebracht. Die im
Parthenon befindliche Kirche, die abgesehen von geringfügigen Modifikationen für den muslimischen Gottesdienst in recht gutem Zustand gehalten wurde, wandelte man in eine
Moschee
um. Um das Jahr
1645 entzündete ein Blitzschlag das in den
Propyläen gelagerte Schwarzpulver, wodurch es zu einer schweren Beschädigung größerer Bauteile kam. Als sich die Türken wenig später einem bevorstehenden Angriff der venezianischen Armee ausgesetzt sahen, verstärkten sie die Akropolismauern und errichteten ein weiteres Bollwerk vor dem Eingang zur Akropolis. Um an das dafür benötigte Baumaterial zu gelangen, scheuten sie auch nicht davor zurück, den kleinen
Tempel der Athena-Nike abzureißen. Während der darauffolgenden Belagerung der Stadt durch die Venezianer detonierte im Jahr
1687 eine Artilleriegranate in dem Schwarzpulverlager, das sich im
Inneren des Parthenon befand. Die darauffolgende Explosion sprengte große Teile des Tempels und der darin befindlichen Moschee. 300 Türken fanden dabei den Tod. Das der Explosion folgende Feuer, das eine Nacht und den darauffolgenden Tag auf dem Plateau wütete, erfasste auch die umliegenden Gebäude. Die Akropolis fiel in die Hände der Venezianer, die sich aber nur wenige Monate ihres Erfolges freuen konnten. Nachdem die Türken die Akropolis wieder zurückerobert hatten, errichteten diese im zerstörten Parthenon eine kleine Moschee.
Zu
Beginn des 19. Jhs. begannen dann die systematischen Plünderungen. Besonders erfolgreich dabei war der britische Botschafter an der Hohen Pforte in Konstantinopel Thomas Bruce Earl of Elgin, dem es gelang, beim Sultan eine Forschungsgenehmigung für die Akropolis zu erhalten. Obwohl diese Genehmigung nicht die Entfernung der Kunstwerke von ihrem Platz miteinschloss, lösten die Arbeiter des Lords einen großen Teil der noch am
Parthenon verbliebenen Skulpturen aus ihrem Verbund.
1803 ließ der kunstsinnige Adelige auch eine
Karyatidenstatue
von der
Vorhalle des Erechtheions entfernen und durch einen Pilaster ersetzen. Die Entfernung dieser Kunstwerke löste umgehend große Reaktionen aus, die bis heute andauern.
Im Zuge der griechischen Befreiungskriege gelang es den Griechen im
Juni 1822
die Akropolis zu erobern. 1827 eroberten die Türken nach mehrmonatiger Belagerung den Hügel zurück. Am
31. März 1833 mussten die Türken aber die Akropolis endgültig verlassen. Mit dem Erreichen der Unabhängigkeit Griechenlands
1834
wurde die Akropolis vom neugegründeten griechischen Staat zur archäologischen Stätte erklärt. Kurz darauf ging man daran, alle Bauten, die nicht aus der Antike stammten, zu entfernen und mit dem Wiederaufbau zu beginnen.
Der sog.
Frankenturm, ein mittelalterlicher Turm, der Teil des Palastes der Herzöge von Athen errichtet war, wurde 1874 von den griechischen Behörden auf Initiative und mit der Finanzierung von Heinrich Schliemann abgerissen . © Bild:
Wikimedia Commons
Was von den Baudenkmälern noch übrig geblieben ist, wird mittlerweile von den gewaltigen Schadstoffemissionen der Viermillionenstadt quasi aufgefressen. Dazu kommt, dass man die Eisenstangen und – klammern, die man – in Unkenntnis der Folgen - bei schon sehr früh einsetzenden Rettungsversuchen verwendet hatte, nun entfernen muss. Es ist auch notwendig, originale Bauteile, die man im Zuge der ersten Restaurierungsmaßnahmen an der falschen Stelle eingesetzt hatte, wieder an ihren Ursprungsort zu bringen. Um diese und andere Fehler der Anfangszeit zu korrigieren, läuft seit den 1980er-Jahren ein ehrgeiziges Restaurierungsprogramm. Die Griechen nehmen es eher gelassen. Für sie scheint es schon jetzt klar zu sein, dass das wohl noch einige Jahrhunderte dauern wird.