Tylissos

Die minoischen Villen 
von Tylissos

Schon im frühen 19. Jh. wusste man von der Existenz einer antiken Stadt in dem kleinen, ungefähr sieben Kilometer südwestlich von Heraklion gelegenen Dorf Tylissos. Aber erst zu Beginn des 20. Jhs. begann man dort systematisch zu graben. Obwohl sich herausstellte, dass es sich dabei um eine größere minoische Stadt handelt, wurden bislang nur die drei heute zu besichtigenden Gebäude freigelegt. Die beiden wichtigsten davon, die sog. Häuser A und C, stammen aus der Zeit um 1600 v. Chr. Um 1450 v. Chr. wurden sie, wie auch die meisten übrigen Stätten auf Kreta, durch Feuer zerstört und aufgegeben. In der sog. dritten Palastzeit (14 – 13. Jh. v. Chr.) entstand über den Ruinen des  neupalastzeitlichen Gebäudes C ein neues Bauwerk, von dem nur wenige Reste erhalten sind. 

Die ehemalige minoische Siedlung, die in einer in Knossos gefundenen Tontafel als „tu-ri-so“ erwähnt wird, befindet sich in dem kleinen, unweit von Heraklion gelegenen Dorf Tylissos. Obwohl man schon im 19. Jh. wusste, dass sich an der Stelle eine antike Stadt befindet, begann erst Joseph Chatzidakes, der Gründer des archäologischen Dienstes von Kreta und des archäologischen Museums von Heraklion, im Jahr 1909 mit den Ausgrabungen. Bis 1912 legte er die heute zu besichtigenden Gebäude frei. Weitere Ausgrabungen und umfangreiche Arbeiten zur Erhaltung der freigelegten Gebäudereste wurden 1953 bis 1955 von Nikolaos Platon und Zarachias Kanakis und 1971 und 1979 von Athanasia Kanta durchgeführt. 

Tylissos

Zwischen der Stadt, die ein ziemlich großes Gebiet einnahm und wahrscheinlich lange und durchgehend bewohnt war, und dem 13 km östlich gelegenen Knossos bestanden enge Verbindungen. Ein Großteil der in Tylissos gefundenen Architektur war palastartiger Natur und die dort gefundenen Miniaturfresken ähneln sowohl im Stil als auch in den gewählten Motiven denen von Knossos. Die freigelegten Reste der großen, zweistöckigen Gebäude werden daher als minoische Megara oder Villen bezeichnet, da sie die Architektur der minoischen Paläste nachahmen. Die drei Villen sind L-förmig angeordnet, mit dem Gebäude A in der Mitte, dem Gebäude B im Südwesten und dem Gebäude C im Norden. Nördlich und nordwestlich des Gebäudes C schließen sich Reste der antiken Stadt Tylissos an.

HAUS A

Das Haus A, das als erstes der drei Gebäude freigelegt worden war, ist etwa 630 m² groß. Wie die erhaltenen Reste von Treppen zeigen, war es zweistöckig. Allein das Erdgeschoss hatte 24 Zimmer. Das Gebäude wurde aus quaderförmig zugehauenen Kalksteinen errichtet und hatte gepflasterte Innenräume. Der nördliche Teil des Bauwerkes wurde für Lagerzwecke genutzt. Hier wurden eine Reihe großer Pithoi entdeckt. Im südlichen Teil waren die Wohnräume untergebracht, die sich um eine minoische Halle gruppierten. Erhellt wurden die Wohnräume mit Hilfe eines zentral platzierten Lichtschachts. 

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Der Eingang in das Gebäude A, ein Trithyron mit zwei viereckigen Säulen, befindet sich in der Mitte der östlichen Seite. Hinter dem Eingangsbereich führt eine Treppe in das Obergeschoss.

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Die gepflasterte „minoische Halle“ ist durch eine Trennwand, die aus mehreren Doppeltüren bestand, vom Lichthof getrennt. Wurden die Türen geschlossen, war die dazugehörige Vorhalle Teil des zentralen Korridors. Von der Halle aus kann man sieben Räume erreichen, die quadratisch um sie herum angeordnet sind.

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Die nördlichen Räume wurden zu Lagerzwecken genutzt.

HAUS C

Das etwa 350 m² große Haus C besteht eigentlich aus zwei Gebäuden. Das erste wurde gleichzeitig mit den Häusern A und B in der Neupalastzeit gebaut. Nach seiner Zerstörung in der Mitte des 2. vorchristlichen Jahrtausends wurden dessen Überreste mit Erde bedeckt. In der sog. dritten Palastzeit (etwa 14. bis 13. Jh. v. Chr.) wurde darauf ein neues Gebäude errichtet, von dem aber nur sehr wenig erhalten geblieben ist. 

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Haus C

Tylissos Haus C

Wie bei Haus A befindet sich der Eingang zu Haus C auf der Ostseite des Gebäudes. Von hier aus konnten die Räume des Erdgeschosses über vier Korridore betreten werden.

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In der dritten Palastzeit entstand an der Stelle des eingestürzten Obergeschosses ein neues Gebäude, von dem nur wenige Reste erhalten sind. Dazu zählen eine Zisterne und eine dazugehörige steinerne Rohrleitung.

HAUS B

Das Gebäude B, das sich im Südwesten des Ausgrabungsgeländes befindet, hat ein viel einfacheres Design. Man nimmt daher an, dass es sich dabei um ein Nebengebäude handelt, in dem Lagerräume untergebracht waren. Das ehemals zweistöckige Haus wurde durch einen Brand zerstört.

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Suchbegriff bei Google Maps: Archaeological Area Tylissos


BUCHEMPFEHLUNGEN
  • Antonis Vasilakis: Tylisos. Hrsg. von der Gemeinde-unternehmung im Rahmen der Entwicklung Tylisos 1997
  • Josef Fischer: Mykenische Paläste: Kunst und Kultur. Philipp von Zabern (2017)
  • J. Lessley Fitton: Die Minoer. Theiss (2004)
  • Zeit der Helden: die "dunklen Jahrhunderte" Griechenlands 1200 - 700 v. Chr. Badisches Landesmuseum Karlsruhe. Primus (2008)
  • Götter und Helden der Bronzezeit. Europa im Zeitalter des Odysseus. Bonn: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (1999)
  • Richard T. Neer: Kunst und Archäologie der griechischen Welt: Von den Anfängen bis zum Hellenismus. Philipp von Zabern (2013)
  • Katarina Horst u.a.: Mykene. Die sagenhafte Welt des Agamemnon. Philipp von Zabern (2018)
  • George E. Mylonas: Mykene. Ein Führer zu seinen Ruinen und seine Geschichte. Ekdotike Athenon ( 1993)
  • Ingo Pini: Beiträge zur minoischen Gräberkunde. Deutsches Archäologisches Institut (1968)
  • Hans Günter Buchholz: Ägäische Bronzezeit. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (1987)
  • Heinrich Schliemann: Bericht über meine Forschungen und Entdeckungen. Fachbuchverlag Dresden (2019)
  • Mykene: Die sagenhafte Welt des Agamemnon. Badisches Landesmuseum Karlsruhe (2018)
  • Louise Schofield: Mykene: Geschichte und Mythos. Zabern (2009)
  • Sigrid Deger-Jalkotzky und Dieter Hertel: Das mykenische Griechenland: Geschichte, Kultur, Stätten. C.H. Beck (2018)
  • Angelos Chaniotis: Das antike Kreta. Beck'sche Reihe (2020)
  • Karl-Wilhelm Welwei: Die griechische Frühzeit: 2000 bis 500 v.Chr. Beck'sche Reihe (2019)
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