Vorgängerbauten
Wie wir von Livius und Tacitus wissen, war der Bau dauerhafter Bauwerke für Schauspiele in Rom nicht gestattet. Zu sehr fürchtete man, dass von den Aufführungen Unruhen ausgehen könnten. Zwar wurden hin und wieder solche Veranstaltungen durchgeführt, aber die dafür errichteten Bauwerke bestanden aus Holz und wurden nach der Vorstellung wieder abgebaut. Erst Pompeius gelang es im Jahr 61 v. Chr. einen dauerhaft aus Stein errichteten Theaterbau in Auftrag zu geben. Um die zu erwartenden Konflikte mit dem Senat, der bis dahin solche Bauten zu verhindern gewusst hatte, zu verhindern, bediente er sich eines Tricks. Er ließ einen Tempel am oberen Rand der Zuschauertribüne errichten und konnte so erreichen, dass der gesamte Gebäudekomplex eine Widmung zu einem Tempel erhielt. (In der an dieses
Pompeianische Theater anschließenden Säulenhalle wurde übrigens Gaius Iulius Caesar im Jahr 44 v. Chr. ermordet.) Einige Jahre später wurden dann weitere steinerne Theater fertiggestellt. Besonders beachtenswert ist in dem Zusammenhang das von Augustus errichtete
Marcellustheater. Der 13 v. Chr. vollendete Bau, der bis zu 15.000 Zuschauern Platz bot, lieferte nämlich das Vorbild für die Konstruktion des später entstandenen Kolosseums.
Das erste in Stein ausgeführte
Amphitheater in Rom ließ der Feldherr
Titus Statilius Taurus auf eigene Kosten auf dem Marsfeld errichten. Nachdem der Bau bei dem Brand im Jahr 64 n. Chr. zerstört wurde, ersetzte ihn Nero durch eine Holzkonstruktion (Amphitheatrum Neronis). Zwar verfügte diese Anlage bereits über Sonnenschutzsegeln, aber die ausgefeilten Anlagen und Vorrichtungen, nach denen die Gladiatorenkämpfe (munera gladiatora) und Tierhetzen (venationes) verlangten, gab es noch nicht. Was es vor dem Bau des Kolosseums aber schon gab, waren nachgestellte Seeschlachten (naumachien). So wollte z.B. Caesar, der zu diesem Zweck eigens einen künstlichen See auf dem Marsfeld anlegen ließ, durch die Abhaltung eines so aufwändigen Spektakels das Volk unterhalten. Bei dieser Naumachie, bei der ein Gefecht zwischen phönizischen und ägyptischen Schiffen dargestellt wurde, sollen angeblich tausende Ruderer und Decksoldaten teilgenommen haben. Die größte uns bekannte Seeschlacht fand im Jahr 52 n. Chr. auf dem Fuciner See statt. Dabei bekämpften sich je 9500 Sklaven auf je 50 Schiffen.
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Das Amphitheatrum Flavium
Titus Flavius Vespasianus (9 - 79 n. Chr.), der die Auseinandersetzungen um das Kaiseramt im Vierkaiserjahr 69 n. Chr. für sich entscheiden konnte, begann schon wenige Jahre nach seinem Amtsantritt mit dem Bau eines steinernen Amphitheaters, das alle bisherigen Vorgängerbauten bei weitem übertreffen sollte. Die Wahl des dafür notwendigen Bauplatzes überließ der Kaiser, dem wir übrigens das Bonmot „Geld stinkt nicht“ verdanken, aber nicht dem Zufall. Der gewiefte Stratege platzierte das für die Öffentlichkeit bestimmte Gebäude in das Zentrum der ehemaligen Privatgärten seines Vorgängers Nero. Zudem machte er auch die in Neros gigantischem Palast (Domus Aurea) eingeschlossenen Teile der Stadt für die Römer wieder zugänglich, baute den von Nero zerstörten Tempel des Claudius (3) wieder auf, stellte Statuen aus Neros Villa im Friedenstempel (Templum Pacis) auf dem Friedensforum auf und ließ die Titus-Thermen an der Stelle errichten, wo sich wohl die Privatthermen (2) des umstrittenen Künstlers auf dem Kaiserthron befunden hatten. Anscheinend hing das Volk doch mehr an Nero als ihm lieb sein konnte. Zweifellos kann man das als Hinweis darauf werten, dass der von der senatorischen Geschichtsschreibung und von christlichen Autoren nicht gerade fair behandelte Nero von seinen Zeitgenossen anders gesehen wurde als uns dies die Lehrbücher weismachen wollen.
Domus Aurea: Nach dem Brand im Jahr 64 n. Chr. nahm Kaiser Nero ein riesiges Areal zwischen Caelius und Oppius für sich in Beschlag und verband dieses mit den am Stadtrand gelegenen Gärten des Maecenas. Dort errichtete der kunstsinnige Kaiser das „Goldene Haus“ (1) mit einer Flucht von Räumen und Höfen, die sich um einen Kuppelbau, dessen Grundriss ein Oktogon beschreibt, gruppierten. Bei einem Teil des Komplexes handelte es sich wohl um seine
private Badeanlage
(2), die später Vespasian zu den Titus-Thermen umbauen ließ. In die ausgedehnten Gartenanlagen waren auch Teile des unvollendeten
Tempels des Claudius
(3) integriert. Nero verwandelte diese Anlage in ein monumentales Nymphäum, um den Blick von seinem Palast auf den Oppius-Hügel zu verschönern. Außerdem ließ er die
kaiserlichen Bauten auf dem Palatin
(4) neu gestalten. Die Nahtstelle zwischen den kaiserlichen Palastanlagen auf dem Palatin und dem „Goldenen Haus“ bildete ein
Vestibulum
(5), in dem der legendäre
Koloss des Nero
(6) , eine etwa 35 m hohe Bronzestatue mit den Gesichtszügen des Kaisers, aufgestellt war. Daran anschließend befand sich der besagte
künstlich angelegte See
(7). Bild: ©
Wikimedia Commons
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Heute ist der damals mit Holzbohlen abgedeckte Boden der Arena zum Teil offen, sodass man die komplizierte Unterkonstruktion erahnen kann. Diejenigen Besucher, die eine sog. Underground-Tour gebucht haben, können sogar in diesem beeindruckenden System aus Räumen, Gängen, Kerkern und Käfigen herumgehen. Teilweise sind auch nachgebaute Vorrichtungen für die Bühnentechnik an den originalen Standorten zu sehen.
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Am Außenrand des obersten Geschosses befanden sich Vorrichtungen zur Aufnahme von Holzmasten, an denen bei Bedarf besonders erfahrene Matrosen der kaiserlichen Flotte die riesige ringförmige Segeltuch-Plane (velarium) aufzogen, um so die Zuschauer auf den Rängen vor der Sonne zu schützen.
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Jeder Zuschauer besaß eine Eintrittsmarke, auf der eine Nummer und Angaben zu den entsprechenden Ein- und Aufgängen angegeben war. Über den als Bögen gestalteten Eingängen im Erdgeschoss befand sich eine Nummer, an der man sich orientieren konnte. Mit Hilfe eines ausgeklügeltes Systems von Treppen und Korridoren war es dann sehr einfach, zu seinem Platz zu gelangen, der einem aufgrund der Zugehörigkeit zu einer genau definierten Schicht innerhalb der römischen Gesellschaft zustand. Vier dieser Eingänge waren für die Oberschicht reserviert. Nach heutigen Berechnungen konnten die gesamte Anlage, in der bis zu 50 000 Zuschauer Platz fanden, dank des ausgefeilten Systems binnen kürzester Zeit evakuiert werden.
Meta Sudans: Die Brunnenanlage blieb zumindest teilweise bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts erhalten. Unter Mussolini wurden diese, zusammen mit den Resten der Basis, auf dem der Koloss des Nero stand, endgültig beseitigt. In den 1990er Jahren wurden die Fundamente, die sich vor dem Konstantinsbogen befinden, freigelegt.
Kaiser Hadrian ließ die riesige Bronzestatue, die im Auftrag Neros angefertigt und in der Eingangshalle seiner Domus Aurea aufgestellt war, von seinem ursprünglichen Standort auf den Platz vor dem Amphitheater versetzen. Angeblich kamen dabei 24 Elefanten zum Einsatz. Die als „Koloss des Nero“ bekannte Monumentalstatue, die mittlerweile zu einem Standbild des Sonnengottes umgewandelt worden war, stand vor dem Amphitheater noch eine geraume Zeit. Wann sie endgültig zerstört wurde, ist unbekannt. Der Ort, an dem sich einst die Basis dieses Kolosses befand, ist heute im Pflaster vor dem Kolosseum durch eine quadratische Rasenfläche markiert. Besonders erwähnenswert ist in dem Zusammenhang, dass diese kolossale Statue mit hoher Wahrscheinlichkeit dafür verantwortlich ist, dass wir heute das Amphitheatrum Flavium unter dem Namen
Kolosseum kennen. Man geht nämlich davon aus, dass die gewaltige Statue für die heute gebräuchliche Bezeichnung des Amphitheaters Pate stand.
YouTube Video:
"HISTORY IN 3D" - ANCIENT ROME 320 AD - 3rd trailer "Walking around Colosseum"
Der Ludus Magnus
In unmittelbarer Nähe des Kolosseums befanden sich eine Reihe von Gebäuden und Einrichtungen, die für den reibungslosen Ablauf des Spielbetriebes nicht wegzudenken waren. Dazu gehörten das Spoliarium (wohin man die Leichen der getöteten Gladiatoren bzw. auch der Tiere brachte), das Sanarium (eine Art Lazarett für verwundete Kämpfer), eine Rüstkammer zur Unterbringung der Waffen, die Castra Misenatium, wo die für das Velarium (Sonnensegel) verantwortlichen Seeleute untergebracht waren, das Summum Choragium, in dem die für die Durchführung der Spiele benötigten Maschinen und Utensilien aufbewahrt wurden, und schließlich die mit dem Kolosseum verbundenen Gladiatorenschulen, die unter der Leitung kaiserlicher Beamter standen. Dazu gehörten die im Auftrag von Domitian errichteten Kasernen des Ludus Dacicus, Ludus Gallicus, Ludus Matutinus, wo die bestiarii (Kämpfer gegen Tiere) ausgebildet wurden, und schließlich des Ludus Magnus, von dem im Zuge einer Grabungskampagne in der ersten Hälfte des 20. Jhs. einige Reste zu Tage gefördert werden konnten.
Der
Ludus Magnus, die größte der vier von Domitian errichteten Gladiatorenschulen, war ein rechteckiges, vermutlich dreistöckiges Gebäude mit einem von Portiken eingefassten Innenhof, in dem ein kleines Amphitheater eingebaut war. Die 63 x 42 m große Arena, die offensichtlich als Übungsplatz für die Gladiatoren genutzt wurde, war umgeben von Sitzreihen für Zuschauer. Insgesamt konnten hier bis zu 3000 Personen, die über kleine Treppen ihre Plätze erreichen konnten, den Gladiatoren beim Training zusehen. Zu der Ehrentribüne gelangte man wahrscheinlich von der oberen Portikus aus. Die Zellen für die Gladiatoren befanden sich rund um den Innenhof. Sie hatten eine Grundfläche von 5 x 4 m und boten jeweils Platz für 2 Personen. Aus dem Ludus Magnus führte ein Gang in die unterirdischen Räume des Kolosseums und damit direkt in die Arena. Im 5. Jh. endete die Geschichte der Gladiatorenkämpfe und somit auch die der Gladiatorenschule. Die Anlage verfiel und diente, wie auch das Kolosseum, als Lieferant für Baumaterial. Bild: ©
Wikimedia Commons
Die Ruinen des Ludus Magnus befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Kolosseum. Bei der 1937 entdeckten Anlage handelt es sich um einen Teil der nördlichen Hälfte der von Domitian erbauten Gladiatorenkaserne. Zu sehen sind Überbleibsel der Zuschauerränge, ein Teil der Ellipse, Reste der Zellen der Gladiatoren und die Rekonstruktion eines der dreieckigen Brunnen, die in den vier Ecken des Hofes standen. Die übrigen Teile liegen unter den umliegenden Häusern. Bild: ©
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BILDNACHWEIS
- Titelbild: Trimlack
© Pixabay
- Theater von Pompeius: Künstlerische Darstellung des Theaters von Pompeius. Bild:
© Wikimedia Commons
- Marcellus-Theater:
Bild:
© Wikimedia Commons
- Seeschlacht: Gemälde des spanischen Historienmalers Ulpiano Checa, erstmals gezeigt im Jahr 1894. Bild:
© Wikimedia Commons
- Domus Aurea: mappa neutra per creare template. Bild: ©
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- Kolosseum:
File: Architecture, classic and early Christian (1888). Bild: ©
Wikimedia Commons
- Meta Sudans:
Das Kolosseum um 1858 mit der Meta sudans im Vordergrund, die dort bis 1936 stand. Bild: ©
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- Ludus Magnus Modell:
Bild:
©
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- Ludus magnus:
barracks for gladiators built by Emperor Domitian (81–96 CE). Bild: ©
Wikimedia Commons